prachregelung  Gen 2,23 – 3,1 23 Da sagte der Mensch als Mann: "Dieses Mal ist es Knochen von meinen Knochen, und Fleisch von meinem Fleisch! Die soll Ischscha, Frau, genannt werden, denn vom Isch, vom Mann, wurde die genommen!"

24 Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden. Sie werden ein Fleisch sein. 25 Und obwohl die beiden nichts an hatten, der Mensch als Mann und seine Frau, schämten sie sich nicht.

3 1 Die Schlange hatte weniger an, aber mehr drauf als alle anderen Tiere des Feldes, die Adonaj, also Gott, gemacht hatte. - Die Bibel in gerechter Sprache

Sprachregelung (2)   Dse-lu sagte zum Meister: Der Fürst von We erwartet, daß Ihr ihm helft, sein Land zu regieren. Was würdet Ihr zuerst tun?

Der Meister sprach: Unbedingt die Bezeichnungen richtigstellen.

So, meint Ihr? entgegnete Dse-lu. Wäre das nicht zu umständlich für Euch? Wozu auch sollte man sie richtigstellen?

Der Meister sprach: Was für ein Tölpel du doch bist! Wenn ein edler Mensch etwas nicht versteht, so läßt er es als zweifelhaft offen. Sind die Bezeichnungen nicht richtiggestellt, so entspricht, was man sagt, nicht den Tatsachen. Entspricht, was man sagt, nicht den Tatsachen, so werden die Handlungen der Regierung ohne Erfolg bleiben. Bleiben die Handlungen der Regierung ohne Erfolg, so verlieren die Normen der Riten und die Ritualmusik ihre Wirkkraft. Verlieren die Riten und die Ritualmusik ihre Wirkkraft, so werden Züchtigungen und Strafen ohne Maß erteilt. Werden Züchtigungen und Strafen ohne Maß erteilt, so weiß das Volk nicht mehr aus noch ein. Darum bezeichnet der edle Mensch die Dinge so, daß er zu Recht davon reden und daß er das, wovon er redet, auch zu Recht durchführen kann. Denn der edle Mensch gestattet sich in allem, was er sagt, keinerlei Leichtfertigkeit. - (kung)

Sprachregelung (3)

1.) Falsche Einzelbegriffe
Hierzu zählt zunächst die Nutzung nicht existenter Begriffe, die offenbar nur dazu dient, ein negatives Image der GEZ hervorzurufen.

Falsch:

Richtig:

GEZ-Gebühren

gesetzliche Rundfunkgebühren

GEZ für PC zahlen

gesetzliche Rundfunkgebühr für neuartige Rundfunkempfangsgeräte

GEZ-frei

von der gesetzlichen Rundfunkgebühr befreit

GEZ-Gebührenpflicht

gesetzliche Rundfunkgebührenpflicht

GEZ-gebührenfrei

von der gesetzlichen Rundfunkgebühr befreit

GEZ-Rundfunkgebühr

gesetzliche Rundfunkgebühr

PC-"Wegelagerei-Gebühr" der GEZ

gesetzliche Rundfunkgebühren für neuartige Rundfunkempfangsgeräte

GEZ-Gebührenfahnder

Beauftragtendienst der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten oder Rundfunkgebührenbeauftragter

GEZ-Fahnder

Beauftragtendienst der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten oder Rundfunkgebührenbeauftragter

GEZ-Zwangsanmeldung

Begriff nicht existent, da bei einer gesetzlichen Gebührenpflicht keine Zwangsanmeldung möglich ist

GEZ-Anmeldung

gesetzlich vorgesehene Anmeldung von zum Empfang bereit gehaltener Rundfunkgeräte

GEZ-Abmeldung

gesetzlich vorgesehene Abmeldung der angemeldeten zum Empfang bereit gehaltenen Rundfunkgeräte

GEZ-Anschreiben

Informationsschreiben der GEZ und/oder Schreiben, mit dessen Hilfe der gesetzliche Auskunftsanspruch des § 4 Abs. 5 RGebStV geltend gemacht wird

GEZ-Brief

Informationsschreiben der GEZ und/oder Schreiben, mit dessen Hilfe der gesetzliche Auskunftsanspruch des § 4 Abs. 5 RGebStV geltend gemacht wird

GEZ-Briefserien

mehrere Informationsschreiben der GEZ und/oder Schreiben, mit deren Hilfe der gesetzliche Auskunftsanspruch des § 4 Abs. 5 RGebStV geltend gemacht wird

GEZ-Gebührenbescheid

Bescheid der räumlich zuständigen Landesrundfunkanstalt über die gesetzliche Rundfunkgebühr

GEZ-Widerspruchsbescheid

Widerspruchsbescheid der räumlich zuständigen Landesrundfunkanstalt über die gesetzliche Rundfunkgebühr

GEZ-Antwortbogen

dem Informationsschreiben der GEZ beigefügtes Formular zur Erteilung der Auskunft nach § 4 Abs. 5 RGebStV

GEZ-Fälle

Gerichtsverfahren zur Klärung der Rundfunkgebührenpflicht

GEZ-Verweigerer

offenbar sind hiermit Schwarzseher und/oder -hörer gemeint

 

2.) Nicht auf die GEZ bezogene falsche Begriffe:
Daneben verwenden Sie folgende weitere falsche Begriffe:

Falsch:

Richtig:

PC-Rundfunkgebühren

gesetzliche Rundfunkgebühren für neuartige Rundfunkempfangsgeräte

PC-Gebühr

gesetzliche Rundfunkgebühren für neuartige Rundfunkempfangsgeräte

Privatfahnder

Beauftragtendienst der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten oder Rundfunkgebührenbeauftragter

Gebührenjäger

Beauftragtendienst der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten oder Rundfunkgebührenbeauftragter

Gebührenhäscher

Beauftragtendienst der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten oder Rundfunkgebührenbeauftragter

Provisionsjäger

Beauftragtendienst der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten oder Rundfunkgebührenbeauftragter

Fangprämie

Provision des Beauftragtendienstes der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten oder der Rundfunkgebührenbeauftragten

Kopfprämie

Provision des Beauftragtendienstes der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten oder der Rundfunkgebührenbeauftragten

Jagdrevier des Gebührenfahnders

Bezirk des Beauftragtendienstes der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten oder der Rundfunkgebührenbeauftragten

Mitglied der Rundfunkgebührenzahler

Rundfunkteilnehmer aufgrund der gesetzlichen Rundfunkgebührenpflicht


  - Abteilungsleiter Personal und Recht der GEZ an www.akademie.de

Sprachregelung (4)  Jeder Krieg fängt, bevor er anfängt, mit Lügen an. Zwei Arten der Lüge sind zu unterscheiden: Lüge durch Verfälschung der Fakten und Lüge durch Verfälschung der Worte. Mit beiden werden wir seit anderthalb Jahren überfüttert bis zur Übelkeit.

Die Verfälschung der Fakten aufzuklären, braucht genaues, oft umständliches Erzählen. Dafür gibt es heute keine Zeit mehr. (Es brauchte Jahrzehnte, bis Präsident Johnsons Tonking-Täuschung zwecks Ermächtigung zum Vietnam-Krieg beweiskräftig erzählt werden konnte.) Die Verfälschung der Worte lässt sich schneller, sozusagen fragmentarisch aufzeigen. Ihre Urteilsinstanz ist nicht das Aktenwissen, sondern der Menschenverstand: Sprachsinn hilft, wenn man es zulässt, dem Wahrheitssinn. Hier soll lediglich versucht werden, erste Ansätze zu einem Wörterbuch der Kriegslügen zu liefern. Der Krieg kommt; es werden viele, bösere Lügen kommen.

Das Wort Krieg wird als erstes verfälscht. Der Aufmarsch von 200 000 Soldaten um die Grenzen des Irak heißt nicht „Kriegsvorbereitung“, sondern (seit Monaten dulden wir das): "Drohkulisse“. Der Zweck ihrer Anwesenheit ist nicht der „Krieg“, sondern der „Weltfrieden“. Der Irak gefährdet nur die „Sicherheit“, nicht die "Ölwirtschaft“ der USA und ihrer Bürger. Gegen ihn hat man keinen "Angriff“ vor, sondern "Entwaffnung“. Entrissen werden ihm dabei die (atomaren, biologischen, chemischen) "Massenvernichtungswaffen“ – von der Weltmacht, die sie in den größten Mengen besitzt und Atombombe, Agent Orange, Napalm auch schon verwendet hat. - Ivan Nagel, Süddeutsche Zeitung, 19. Februar 2003

Sprachregelung (5)   Neusprech war die Amtssprache Ozeaniens und entworfen worden, um die ideologischen Anforderungen des Engsoz, oder englischen Sozialismus, zu erfüllen. Im Jahr 1984 gab es noch niemanden, der Neusprech als ausschließliches Mittel zur mündlichen oder schriftlichen Kommunikation benutzte. Die Leitartikel der Times wurden darin abgefaßt, doch war dies eine tour de force, die nur ein Spezialist bewältigen konnte. Man erwartete, daß Neusprech etwa bis zum Jahr 2050 Alt-sprech schließlich verdrängt haben würde. Inzwischen gewann es ständig an Boden, weil alle Parteimitglieder dazu tendierten, im täglichen Sprachgebrauch immer mehr Neusprechwörter und grammatikalische Konstruktionen zu verwenden. Die 1984 gebräuchliche und durch die neunte und zehnte Auflage des Neusprechdiktionärs verkörperte Version war provisorisch und enthielt viele überflüssige Wörter und archaische Strukturen, die später abgeschafft werden sollten. Wir befassen uns hier mit der endgültigen, vervollkommneten Version, wie sie in der elften Auflage des Diktionärs vorliegt.

Neusprech sollte nicht nur ein Ausdrucksmittel für die den Anhängern des Engsoz gemäße Weltanschauung und Geisteshaltung bereitstellen, sondern auch alle anderen Denkweisen unmöglich machen. Es war geplant, daß, wenn Neusprech ein für allemal angenommen und Altsprech vergessen worden war, ein ketzerischer Gedanke - d.h. ein von den Prinzipien des Engsoz abweichender Gedanke - buchstäblich undenkbar sein sollte, insoweit wenigstens, als Denken an Worte gebunden ist. Das Vokabular war so konstruiert, daß jeder schicklichen Meinung, die ein Parteimitglied äußern wollte, ein genauer und oft sehr subtiler Ausdruck gegeben werden konnte, während zugleich alle anderen Inhalte und auch die Möglichkeit, sie indirekt zu vermitteln, ausgeschlossen wurden. Dies erreichte man zum Teil durch die Erfindung neuer, hauptsächlich aber durch die Eliminierung unerwünschter Wörter und indem man die verbleibenden Wörter aller unorthodoxen und soweit wie möglich überhaupt aller Nebenbedeutungen entkleidete. Ein Beispiel mag genügen. Das Wort/rei existierte zwar in Neusprech noch, konnte aber nur in Aussagen wie »Dieser Hund ist frei von Flöhen« oder »Dieses Feld ist frei von Unkraut« verwandt werden. In seinem alten Sinn von »politisch frei« oder »geistig frei« konnte es nicht mehr gebraucht werden, weil diese politische und geistige Freiheit nicht einmal als Begriff existierte und deswegen notwendigerweise auch namenlos war. Abgesehen von der Abschaffung eindeutig ketzerischer Wörter, betrachtete man die Reduktion des Vokabulars als Selbstzweck, und kein entbehrliches Wort durfte überleben. Neusprech sollte den Gedankenspielraum nicht erweitern, sondern einengen, und dieser Zweck wurde dadurch unterstützt, daß man die Auswahl an Wörtern auf ein Minimum zusammenstrich.

Neusprech basierte auf unserer heutigen Sprache, obwohl viele Neusprechsätze, auch ohne Neubildungen zu enthalten, für einen heute Lebenden kaum verständlich wären. Die Neusprechwörter waren in drei deutlich gegeneinander abgegrenzte Klassen eingeteilt, bekannt als das A-Vokabular, das B-Vokabular und das C-Vokabular. Es dürfte einfacher sein, jede Klasse gesondert zu diskutieren, doch die grammatikalischen Besonderheiten der Sprache können in dem dem A-Vokabular gewidmeten Abschnitt behandelt werden, denn für alle drei Kategorien gelten dieselben Regeln.

Die Neusprechgrammatik wies zwei herausragende Merkmale auf. Das erste war die beinahe völlige Austauschbarkeit verschiedener Wortklassen. Jedes Wort in der Sprache (das galt im Prinzip auch für hochabstrakte Wörter wie wenn oder falls) konnte entweder als Verb, Substantiv, Adjektiv oder Adverb gebraucht werden. Bei gleicher Wurzel gab es zwischen der Verb- und der Substantivform keinen Unterschied, und allein diese Regel führte zur Vernichtung vieler archaischer Formen. Das Wort Gedanke, zum Beispiel, existierte in Neusprech nicht. Seine Stelle vertrat Denk, das sowohl als Substantiv wie als Verb diente. Man folgte hierin keinem etymologischen Prinzip: in manchen Fällen wurde das ursprüngliche Substantiv bewahrt, in anderen das Verb. Sogar wo bedeutungsverwandte Substantive und Verben nicht etymologisch zusammenhingen, wurde häufig die eine oder andere Form abgeschafft. Es gab zum Beispiel kein Wort für schneiden, da seine Bedeutung durch das Substantiv-Verb Messer hinreichend abgedeckt war. Adjektive wurden durch Anhängen der Nachsilbe -voll ans Substantiv-Verb gebildet und Adverbien durch das Suffix -weise. So bedeutete zum Beispiel raschvoll »schnell« und raschweise »eilends«. Einige unserer heutigen Adjektive, wie gut, stark, groß, schwarz, weiß blieben erhalten, doch ihre Gesamtzahl war klein. Man brauchte sie kaum, denn beinahe jede Adjektivbedeutung ließ sich durch das Anhängen von -voll an ein Substantiv-Verb erzielen. Keines der heute existierenden Adverbien wurde bewahrt, abgesehen von den wenigen, die bereits auf -weise ausgingen: die Endung -weise war unveränderlich. Das Wort wohl, zum Beispiel, wurde durch gutweise ersetzt.

Außerdem konnte ein Wort - auch dies galt im Prinzip für jedes Wort in der Sprache - durch die Vorsilbe un- negativiert oder durch die Vorsilbe plus- oder doppelplus- gesteigert werden. So bedeutete beispielsweise unkalt »warm«, während pluskalt oder doppelpluskalt »sehr kalt« oder »höchst kalt« bedeuteten. Es war ebenfalls möglich, wie heute, die Bedeutung fast jedes Worts durch die präpositionalen Vorsilben vor-, nach-, ober-, unter- zu modifizieren. Solche Methoden ermöglichten es, das Vokabular enorm zu verringern. Angenommen, man hatte das Wort gut, dann brauchte man das Wort schlecht nicht, denn ungut drückte die gewünschte Bedeutung genauso gut - eigentlich noch besser - aus. Man mußte nur jeweils entscheiden, welchen Teil eines gegensätzlichen Begriffspaars man abschaffen wollte. Dunkel, zum Beispiel, ließ sich durch unlicht oder licht durch undunkel ersetzen, ganz wie man es haben wollte.

Das zweite Unterscheidungsmerkmal der Neusprechgrammatik war ihre Regelmäßigkeit. Abgesehen von einigen nachstehend aufgeführten Ausnahmen, folgten alle Beugungen ein und derselben Regel. So war bei allen Verben das Imperfekt und das Partizipium der Vergangenheit gleich und endete auf ~te. Das Imperfekt von stehlen war stehlte, von denken denkte und so durch die ganze Sprache, und alle Formen wie schwamm, gab, rief, sprach, nahm usw. waren abgeschafft. Alle Pluralformen wurden durch Anhängen von -s oder -es gebildet. Der Plural von Mensch, Nuß, Leben lautete Menschs, Nußes, Lebens. Die Steigerung von Adjektiven erfolgte stets durch Anhängen von -er, -est (gut, guter, gutest), unregelmäßige Formen waren abgeschafft.

Die einzigen Wortarten, die weiterhin und so wie bisher unregelmäßig gebeugt werden durften, waren die Relativ- und die Demonstrativpronomen sowie die Hilfszeitwörter. Gewisse Unregelmäßigkeiten in der Wortbildung rührten auch daher, daß die Worte schnell und leicht zu sprechen sein sollten. Ein Wort, das sich schwer aussprechen ließ oder mißverstanden werden konnte, galt eo ipso als schlechtes Wort: deswegen wurden gelegentlich der leichteren Aussprache wegen Buchstaben eingeschoben oder archaische Formen beibehalten. Doch diese Notwendigkeit ergab sich in erster Linie im Zusammenhang mit dem B-Vokabular. Warum auf leichte Sprechbarkeit so großer Wert gelegt wurde, wird später noch erklärt werden.

Das A- Vokabular. Das A-Vokabular bestand aus den Wörtern, die man im täglichen Leben brauchte - für Dinge wie Essen, Trinken, Arbeiten, Anziehen, Treppensteigen, Verkehrsmittelbenutzung, Gartenpflege, Kochen u. ä. Es bestand fast nur aus bereits vorhandenen Wörtern - aus Wörtern wie schlagen, laufen, Hund, Baum, Zucker, Haus, Feld -, doch verglichen mit dem heutigen Vokabular, war ihre Anzahl äußerst gering und ihre Bedeutung viel strenger definiert. Sie waren von allen Zweideutigkeiten und Bedeutungsschattierungen gereinigt. Soweit es sich machen ließ, war ein Neusprechwort dieser Klasse bloß ein Staccatogeräusch, das einen fest umrissenen Begriff ausdrückte. Es wäre völlig unmöglich gewesen, das A-Vokabular zu literarischen Zwecken oder für eine politische oder philosophische Diskussion zu benutzen. Es war nur dazu bestimmt, einfache, zweckdienliche Gedanken auszudrücken, die sich gewöhnlich um konkrete Dinge oder physische Handlungen drehten.

Das B-Vokabular. Das B-Vokabular bestand aus Wörtern, die ganz bewußt zu politischen Zwecken gebildet worden waren: aus Wörtern also, die nicht nur in jedem Fall eine politische Implikation hatten, sondern auch dazu bestimmt waren, dem Benutzer eine wünschenswerte Geisteshaltung zu oktroyieren.

Ohne umfassende Kenntnis der Prinzipien des Engsoz war es schwierig, diese Wörter korrekt zu gebrauchen. In manchen Fällen ließen sie sich in Altsprech oder sogar in Wörter aus dem A-Vokabular übersetzen, doch das erforderte in der Regel lange Umschreibungen und bedeutete immer den Verlust gewisser Schattierungen. Die B-Wörter bildeten eine Art verbaler Kurzschrift, die oft eine ganze Reihe von Gedanken in ein paar Silben zusammendrängte und gleichzeitig doch genauer und zwingender war als die Normalsprache.

Die B-Wörter waren immer Komposita. Sie bestanden aus zwei oder mehr Wörtern oder Wortteilen, die zu einer leicht aussprechbaren Form zusammengezogen waren. Das entstandene Amalgam war immer ein Substantiv-Verb und wurde nach den normalen Regeln flektiert. Um ein Beispiel zu geben: das Wort Gutdenk bedeutete, grob gesagt, »Orthodoxie« oder, wenn man es als Verb betrachtete, »in orthodoxer Weise denken«. Die Ableitungen lauteten: Substantiv-Verb Gutdenk; Imperfekt und Perfekt gutdenkte; Partizip Präsens gutdenkend; Adjektiv gutdenkvoll; Adverb gutdenkweise; Verbalsubstantiv Gutdenker.

Das C-Vokabular. Das C-Vokabular ergänzte die beiden anderen und bestand ausschließlich aus wissenschaftlichen und technischen Ausdrücken. Diese ähnelten den heute gebräuchlichen Fachausdrücken, und man konstruierte sie aus den gleichen Wurzeln, achtete aber wie üblich darauf, sie streng zu definieren und von unerwünschten Bedeutungen zu säubern. Sie gehorchten denselben Grammatikregeln wie die Wörter in den beiden anderen Vokabularen. Nur sehr wenige C-Wörter kursierten im täglichen oder im politischen Sprachgebrauch. Jeder Wissenschaftler oder Techniker konnte alle von ihm benötigten Wörter in der für sein Spezialgebiet zusammengestellten Liste finden, doch über die Wörter, die auf den anderen Listen standen, besaß er selten mehr als nur ein Halbwissen. Nur einige wenige Wörter tauchten auf allen Listen auf, und es existierte kein Vokabular, das die Funktion der Wissenschaft, unabhängig von ihren jeweiligen Zweigen, als eine Geistesrichtung oder Denkmethode ausdrückte. Es gab überhaupt kein Wort für »Wissenschaft«, denn jede Bedeutung, die es hätte haben können, wurde von dem Wort Engsoz schon hinreichend umschrieben.  - George Orwell, Die Grundlagen des Neusprech [Auszüge]. Anhang zu: G. O., 1984. Frankfurt am Main - Berlin 1984  (zuerst 1949)

 

- Beck, nach: Berliner Woche vom 30.Oktober 2021

 

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