pießbraten
Die wütenden Patienten verständigten sich rasch untereinander und
fielen eines Tages über ihren Arzt Lampenbogen her. Die Schwerkranken sahen
vom Bett aus zu, wie der Wärter ihn mit den andern überwältigte. Eine arme Frau
mit zerschmettertem "Kiefer träufelte sorgfaltig Chloroform auf den in
seinem Fett Stöhnenden. Kranke sind selten mitleidig, dazu haben sie selbst
zu viel gelitten. Als der Dicke betäubt war, stärkte man sich an den Köstlichkeiten
im erbrochenen Eisschrank. Lampenbogen wurde mit Hilfe eines Gasrohres gepfählt.
Den Geschwächten verursachte dieses Werk langwierige Arbeit. Der Wärter legte
Feuer an, um die Spuren der Untat zu verwischen. So endete Lampenbogen seine
Existenz als Spießbraten, und zwar als ein schlechter; der obere Teil war größtenteils
roh, kaum gebräunt, die Bauchteile dagegen gänzlich verkohlt. Nur an den Seiten
war er richtig knusprig.
- Alfred Kubin, Die Andere Seite. München 1975 (zuerst 1909)
Spießbraten (2)
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