pielraum  So faszinierend die späteren Epochen sein mögen, die so Frappierendes wie Dinosaurier und den menschlichen Geist hervorgebracht haben: Es ist kaum übertrieben zu behaupten, daß nach dem Kambrium die damals geschaffenen anatomischen Grundbaupläne nur noch mehr oder weniger variiert wurden. Drei Milliarden Jahre Einzelligkeit, dann fünf Millionen intensiver Kreativität, und hinterher mehr als 500 Jahrmillionen Herumprobieren mit den einmal vorgegebenen Grundmustern - das entspricht kaum einem natürlichen, zwangsläufigen und stetigen Trend zu Fortschritt und zunehmender Komplexität.

Bisher kann man sich die explosive Radiation im Kambrium nicht recht erklären Man hat zwar eine Vorstellung,  wieso die Umweltbedingungen sie ermöglichten. Der ökologische Raum für Vielzeller war noch leer und bot diesen darum jede Menge Nischen aller Art - die Ergebnisse sämtlicher Experimente der Evolution fanden irgendwo einen geeigneten Platz. Eine solche Leere hat es nie wieder gegeben, selbst nach den großen Massenextinktionen blieben für die ökologischen Hauptrollen jeweils mehrere Akteure übrig. Für grundlegend Neues war vielleicht nie wieder Raum. - Stephen Jay Gould, in: Spektrum der Wissenschaft spezial - Leben und Kosmos. Ca. 1994

Spielraum (2)  «Auf welche Weise kämen Sie von Ihrem Nichtsein zu Ihrem Raum oder zu Ihrer Zeit

«Wer, zum Teufel, kann das wissen! Möglicherweise nicht auf direktem Wege.»

«Courage, Herr Lehrer!»

«Also dann: würde der Gedanke, nicht zu sein, einen Gedanken der Beschränkung implizieren oder nicht?»

«Hm.»

«Hm.»

«Nein, da braucht ihr gar nicht zu winseln: ich denke, er würde ihn implizieren.»

«Und wie?»

«Aber wenn es das Nichtsein gibt, so bedeutet dies, daß, wie soll ich sagen, das Sein nicht total ist, nicht alles umschließt, sondern einen gewissen Spielraum offenläßt.»

«Aaaahhhh!»

«Ffft!»

«Wie, beim Pfeifen sind wir auch schon angelangt? Versucht, etwas ernster zu sein.»

«Aber, Herr Lehrer! Jetzt sind Sie es doch, der Abstraktion und Realität zusammenbringt. Es ist doch nicht so, daß es das Nichtsein gäbe: haben Sie es uns nicht eben als reine Konstruktion des Intellekts verkauft?»

«Ihr macht auch nur den Mund auf und redet, um Radau zu machen! Was denn! Wir sprechen doch von Konstruktionen des Intellekts, und ich erinnerte an das Nichtsein nicht anders als an eine Abstraktion; schließlich auch in Anbetracht dessen, daß unser eventueller Endpunkt nicht mehr als eine Abstraktion ist, oder, besser, unsere erste Etappe, also Raum oder Zeit.»

«Ja, schon gut, diesmal haben Sie wirklich recht. Verzeihung. Aber sagen Sie uns bitte: was ist der Mund

«Der Mund? Habe ich Mund gesagt? . . . Etwas von da drunten. Laßt nur, vielleicht kommen wir auch noch zu ihm.»

«Dann machen wir weiter.»  - (land2)

Spielraum (3)  Woher rührt diese Verschiedenheit, dieser ungreifbare Spielraum zwischen der Definition eines Wortes und der Beschreibung des. Gegenstandes, den das Wort bezeichnet? Worauf ist es zurückzuführen, daß uns die Definitionen der Wörterbücher so jämmerlich arm an Konkretem und die Beschreibungen (in Romanen oder Gedichten beispielsweise) so unvollständig (oder im Gegenteil so einseitig und allzu detailliert), so willkürlich, so  zufällig vorkommen? Könnte man sich nicht eine Art von (neuen) Schriften vorstellen, die dadurch, daß sie sich zwischen den beiden Gattungen (Definition und Deskription) ansiedeln, von der ersten die Unfehlbarkeit, Unbezweifelbarkeit, deren Bündigkeit, von der zweiten die Achtung vor dem sinnenhaften Aspekt der Dinge übernähmen . . .  - (frp)

Spielraum (4)   Im neuen Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger gibt es 2,99 Euro im Monat für Mineralwasser anstelle der früheren Posten für Bier. 12 Liter Mineralwasser kosten im Supermarkt 2,99 Euro, stellten die Sozialstatistiker bei einer Vorortrecherche fest. Allerdings würden preisgünstige Discounter das Mineralwasser sogar für 1,52 Euro pro 12 Liter anbieten. Bei "preisbewusstem Einkauf" bliebe daher angesichts der gewährten 2,99 Euro durchaus noch "Spielraum für Saft und andere alkoholfreie Getränke", heißt es im Gesetzentwurf des Arbeitsministeriums. - Barbara Dribbusch, TAZ 28.09.2010  

 Spiel Einschränkung Lockerung Zwischenräume

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