piegelhahn
Fifiot beträgt sich immer distinguierter, ein wenig preziös,
ein Salonlöwe; stundenlang wartet er vor der Haustür, bis ich sie aus Zerstreutheit
offen lasse; gleich schlüpft er herein, in seinem weißen Staat, zusammen mit
Doudou, dem schwarzen Kater. Während dieser jedoch die Küche aufsucht, wohin
sein Naschmaul ihn lockt, hat Fifiot, nur seiner Koketterie folgend, bereits
den Weg zu Elisens Boudoir eingeschlagen, wo er sich vor dem Spiegel aufpflanzt,
wie eine Kokotte, die Flügel lüpfend, den Hals reckend, den Kopf hochwerfend,
halb vorgeneigt allerlei Posen wählend, sich spreizend und zierend so lange,
wie er sich mit seinem Bilde, oder soll ich sagen: mit einem anderen Fifiot?
allein glaubt.Jetzt spricht er, trällert, läßt sich nieder, ganz in Betrachtung
seiner Schönheit versunken, bis er errät, daß jemand kommt, oder der Verdacht
sich regt, man könnte ihn beobachten; gleich hockt er sich unter einen Sessel
wie einer, den man bei etwas Ungehörigem ertappt hat. Nein, nichts scheint mir
so rührend wie dieses verstohlene Rendezvous des Kleinen mit sich selber in
unseren Spiegeln. -
Marcel Jouhandeau, Das Leben und Sterben eines Hahns. Tiergeschichten. Stuttgart
1984 (zuerst 1947)
|
||
|
||