piegelfigur
Seitdem ich mich an diesem Ort wiedererkannt habe, habe ich mich nicht mehr
bewegt. Ich liege hier, ohne die Furcht der Lebenden, aber mit einigem Mißtrauen,
denn ich weiß nichts von diesem Ort, und sogar die Bezeichnung ›Hölle‹
könnte eine bloße Phantasie von mir sein. Da und dort verdichtet sich der Nebel,
wie beim Durchgang kompakterer Körper, deren Form zu entziffern mir ihre Ferne
und Flüchtigkeit jedoch nicht gestatten, wenn es eine zusammenhängende und feste
Form bei ihnen überhaupt gibt. Jetzt schließe ich die Augen - ich besitze also
Augen und Augenlider - und
werde vom Anfang eines Traums überrascht. Zuerst erregt
mich ein Farbstrich - so als hätte die Verweigerung der Farbe, die am Ende meines
Lebens herrschte, aufgehört zu wirken; und nun erkenne ich deutlich eine Figur
- einen unechten Mann, eine ausgestopfte Gliederpuppe, ein Ding
aus Stroh, aufrecht an etwas angelehnt, das ich nicht sehe. Ich erforsche sein
Gesicht, und siehe da, es ist meins, aber ausgezehrt
von der Angst und mit starren lidlosen Augen, die mich mit ununterbrochenem
Entsetzen ansehen. Oh, ich selbst! - murmle ich
im Traum. Aber ich wage es nicht, meinen Namen auszusprechen. Zusammenzuckend
öffne ich die Augen und die degradierte Spiegelfigur verschwindet; doch ich
spüre schon den Geschmack der Angst. Man kann also träumen
in der Unterwelt. - (
hoelle
)
|
|