Speisesaal   Dienerschaft sah ich keine, doch einen Augenblick später, als die Gäste genug von den ihnen servierten Speisen gegessen hatten, traten Lakaien durch Türen im Hintergrund ein, um das erste Gedeck abzutragen, während andere Diener nachkamen, die einen kleinen Wagen vor sich herschoben. Darauf lag, auf einem Unterbau von trockenem Holz, ein lebender Ochse, den man fest angebunden hatte. Als der Wagen, dessen Boden genügend elektrische Hitze entwickeln konnte, um einen Braten gar zu schmoren, nahe der Tafel war, wurde alles angezündet, und augenblicklich entstand unter dem Ochsen, den man lebendigen Leibes umwendete, eine aromatische Glut. Jetzt traten vier Truchsesse heran, alle mit der selbstzufriedenen und blasierten Miene meines Freundes Ren6 Berthier, wenn er mit Hilfe einer Nagelfeile seine tägliche Büchse Ananas zu öffnen versucht, bevor er das Feld der Wissenschaft zugunsten der Poesie verläßt oder umgekehrt. Die Tischgäste, die angeregt miteinander plauderten, unterbrachen sofort ihr Gespräch, um ein Stück nach ihrem Geschmack zu wählen, so wie es die Wirtschaftsjournalisten nach der Eroberung einer neuen Kolonie halten. Der lebende Ochse wurde an der angegebenen Stelle angeschnitten, und der Metzger verfuhr so geschickt, daß das Stück abgetrennt und gebraten wurde, ohne daß eines der lebenswichtigen Organe getroffen wurde. Schließlich blieben nur noch die Haut und das Knochengerüst übrig, die man wie einen Steuerzahler von dan-nen trug, der von den Steuereinnehmern verschlungen worden war.

Dann traten, mit der Lockpfeife im Munde, zwanzig Vogelfänger ein. Jeder trug zwei große Käfige voller lebend gerupfter Enten, denen vor jedem Gast die Hälse zugedrückt wurden.    - Guillaume Apollinaire, Der gemordete Dichter. O. O. 1985

Hotel Saal

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