panier  Der Spanier ist ernsthaft, verschwiegen und wahrhaft. Es gibt wenig redlichere Kaufleute in der Welt als die spanischen. Er hat eine stolze Seele und mehr Gefühl vor große als vor schöne Handlungen. Da in seiner Mischung wenig von den gütigen und sanften Wohlwollen anzutreffen  ist, so ist er öfters hart und auch wohl grausam. Das Auto da Fe erhält sich nicht so wohl durch den Aberglauben, als durch die abenteuerliche Neigung der Nation, welche durch einen ehrwürdig-schrecklichen Aufzug gerührt wird, worin es den mit Teufelsgestalten bemalten San Benito den Flammen, die eine wütende Andacht entzündet hat, überliefern sieht. Man kann nicht sagen, der Spanier sei hochmütiger, oder verliebter als jemand aus einem andern Volke, allein er ist beides auf eine abenteuerliche Art, die seltsam und ungewöhnlich ist. Den Pflug stehen lassen und mit einem langen Degen und Mantel so lange auf dem Ackerfelde spazieren, bis der vorüber reisende Fremde vorbei ist, oder in einem Stiergefechte, wo die Schönen des Landes einmal unverschleiert gesehen werden, seine Beherrscherin durch einen besonderen Gruß ankündigen und denn ihr zu Ehren sich in einen gefährlichen Kampf mit einem wilden Tiere wagen, sind ungewöhnliche und seltsame Handlungen, die von dem Natürlichen weit abweichen. - Immanuel Kant, Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764)

Spanier (2) «Wo zum Teufel gehst du hin?» fragte Agustin den feierlichen kleinen Mann.

«Mein Pflicht tun», sagte Fernando voller Würde.

«Deine Pflicht!» sagte Agustin höhnisch. «Ich spucke auf den Saft deiner Pflicht.» Dann zu der Frau: «Wo zum Teufel ist denn der Dreck, den ich bewachen soll?»

«In der Höhle», sagte Pilar. «In zwei Säcken. Und ich habe deine Schweinereien satt.»

«Ich - - - auf den Saft deines Satthabens», sagte Agustin.

«Dann geh und besudle dich selber», erwiderte Pilar völlig ruhig.

«Deine Mutter!» erwiderte Agustin.

«Du hast nie eine gehabt!» sagte Pilar. Die Beleidigungen hatten nun jenes letzte Stadium spanischer Förmlichkeit erreicht, da die entsprechenden Handlungen nicht mehr ausgesprochen, sondern nur noch angedeutet werden.

«Was machen die zwei dort drin?» fragte nun Agustin in vertraulichem Ton.

«Nichts», erwiderte Pilar. «Nada, Wir sind schließlich im Frühling, du Vieh.»

«Vieh», sagte Agustin, das Wort auskostend. «Vieh. Und du. Du Tochter der großen Hure aller Huren. Ich bedrecke mich im Saft des Frühlings.»

Pilar schlug ihm auf die Schulter.

«Du!» sagte sie und lachte ihr dröhnendes Lachen. «Deinen Flüchen fehlt jede Abwechslung. Aber sie sind kräftig. Hast du die Flugzeuge gesehen?»

«Ich sch ... in den Saft ihrer Motoren!» sagte Agustin, nickte heftig und biß sich auf die Unterlippe.

«Das läßt sich hören», sagte Pilar. «Das läßt sich wirklich hören. Aber es ist schwer durchzuführen.»

«In dieser Höhe ja!» sagte Agustin grinsend.  - Ernest Hemingway, Wem die Stunde schlägt. Frankfurt am Main 1978 (zuerst 1940)

Spanier (3)  Ich betrachte das spanische Volk als lebenden Repräsentanten des Mittelalters.

Es weiß nichts von einer Menge unwesentlicher Erkenntnisse (auf die seine Nachbarn kindisch eitel sind); dafür aber kennt es zutiefst die wesentlichen und besitzt Charakter und Geist genug, um ihren Folgen bis in die letzten Auswirkungen nachzugehen. Der spanische Charakter bildet ein schönes Gegenstück zum französischen Geist; er ist unnachgiebig, impulsiv, wenig geschmeidig, voll wilden Stolzes, ohne jede Rücksicht auf andere; er verkörpert genau den Gegensatz des 15. zum 18. Jahrhundert.

Spanien bietet mir eine willkommene Möglichkeit zu einem Vergleich: das einzige Volk, das Napoleon zu widerstehen verstand, scheint mir von den albernen Ehrbegriffen und allem, was das Ehrgefühl Dummes an sich hat, völlig frei zu sein.

Anstatt schöne militärische Verordnungen zu erlassen, alle halben Jahre eine neue Uniform einzuführen und mächtige Sporen zu tragen, hat der Spanier seinen General no importa (Was geht's mich an?). - (stend)

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