Spalten  Mehr als zwei Tage ritt Sir Lanzelot durch einen tiefen Wald und fand kein gutes Nachtlager. Am dritten Tage kam er über eine lange Brücke, und plötzlich überfiel ihn ein übler Kerl und hieb seinem Pferd über die Nüstern, daß es herumfuhr, und fragte ihn, warum er ohne seine Erlaubnis über die Brücke reite. Warum sollte ich nicht darüber-reiten? entgegnete Sir Lanzelot, ich kann nicht daneben reiten. Du hast keine Wahl, sagte der Kerl und hieb mit einer großen eisenbeschlagenen Keule nach ihm. Da zog Sir Lanzelot sein Schwert und wehrte den Streich ab und spaltete ihm den Kopf bis zur Brust. Am Ende der Brücke lag ein stattliches Dorf, und alle Leute, Männer und Frauen, riefen Sir Lanzelot zu: Etwas Schlimmeres hast du dir nie angetan, denn du hast den Oberpförtner unserer Burg erschlagen. Sir Lanzelot ließ sie reden und ritt geradenwegs in die Burg. Dort stieg er ab und band sein Pferd an einen Ring in der Mauer. Da gewahrte er einen schönen grünen Hof und lief dorthin, denn er hielt ihn für einen vorzüglichen Kampfplatz. Als er sich umschaute, sah er viele Leute an Türen und Fenstern, die ihm zuriefen: Edler Ritter, du bist verloren.

Plötzlich stürzten zwei mächtige Riesen auf ihn zu, die außer am Kopf überall wohl gepanzert waren und zwei fürchterliche Keulen in den Händen hielten. Sir Lanzelot hob seinen Schild und wehrte den Hieb des einen Riesen ab und spaltete ihm den Kopf mit dem Schwert. Als dies der andere Riese sah, rannte er wie besessen davon aus Furcht vor den schrecklichen Streichen, und Lanzelot lief ihm, so schnell er konnte, nach, traf ihn an der Schulter und spaltete ihn bis zum Nabel. Dann begab sich Sir Lanzelot in die Halle, und da traten vor ihn sechzig Damen und Fräulein und knieten nieder und dankten Gott und ihm für ihre Befreiung. Herr, sagten sie, die meisten von uns sind hier sieben Jahre Gefangene der Riesen gewesen, und wir haben für unseren Unterhalt allerlei Seidenarbeiten angefertigt und sind doch von Geburt sehr edle Frauen. Gesegnet sei der Tag, Ritter, an dem Ihr geboren seid, denn Ihr habt die edelste Tat vollbracht, die je ein Ritter auf dieser Welt vollbrachte, das wollen wir bezeugen.  - (artus)

 

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