ouvenir  Einmal hatte Miss Starling ein unerfreuliches Erlebnis, während sie in Mrs. Woods Pension wohnte. Als sie eines Abends vor der Haustür stand und in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel suchte, setzte ihr ein Chinesenjunge ein Messer an die Kehle und forderte die Tasche von ihr.

«Die haben sie ihm natürlich gegeben», warf ich ein.

«Was denken Sie! Ich habe ihn in den Arm gebissen. Ich habe nämlich gemerkt, daß er mehr Angst hatte als ich. Er war nicht unbedingt das, was man einen Profi nennt, verstehen Sie? Aber eines werde ich mein Leben lang bereuen: ich hätte ihm sein Messer wegnehmen sollen. Ich hätte es so gern als Souvenir gehabt.»  - (pat)

Souuvenir (2)

Souuvenirs (3)  Madame Albin ist eine jener großwüchsigen, hageren und knochigen Frauen, von denen man meinen könnte, sie kämen direkt aus Die Damen mit den grünen Hüten. Sie geht täglich zum Friedhof: Sie geht um zwei Uhr von zu Hause weg, nimmt den Autobus 84 nach Courcelles, steigt an der Gare d'Orsay aus, nimmt den Zug nach Juvisy-sur-Orge und ist gegen halb sieben wieder in der Rue Simon-Crubellier; die übrige Zeit bleibt sie in ihrem Zimmer eingeschlossen.

Ihre Wohnung ist in tadellosem Zustand: Die kleinen Fliesen auf dem Boden sind sorgfältig gewachst und sie bittet ihre Besucher, Schuhschützer aus Sackleinen überzustreifen; auf ihren beiden Sesseln sind Schonbezüge aus Nylon.

Auf ihrem Tisch, ihrem Kamin und ihren beiden Couchtischen liegen Gegenstände, die in alte Nummern der einzigen Zeitschrift eingewickelt sind, die sie je mit Vergnügen gelesen hat, France-Dimanche. Es ist eine große Ehre, wenn einem gestattet wird, sie anzuschauen; sie wickelt sie nie gleichzeitig aus und selten mehr als zwei oder drei für eine bestimmte Person. Valene zum Beispiel hat ein Schachspiel aus Palisander mit Perlmutt-Intarsien bewundern dürfen sowie ein rebab, eine arabische Geige mit zwei Saiten, von der man annimmt, dass sie aus dem 16. Jahrhundert stammt; Mademoiselle Crespi hat sie - ohne ihr die Herkunft oder den Zusammenhang zu erläutern, den er mit ihrem Leben in Syrien gehabt haben mag - einen chinesischen erotischen Stich gezeigt, der eine Frau darstellt, die auf dem Rücken liegt und von sechs kleinen Gnomen mit ganz runzeligen Gesichtern beehrt wird; Jane Sutton, die sie nicht mag, weil sie Engländerin ist, hat sie nur vier Postkarten sehen lassen, die ebenfalls keinen sichtbaren Zusammenhang mit ihrer Biographie haben: ein Hahnenkampf auf Borneo, vermummte Samojeden in Rentierschlitten, die durch eine nordasiatische Schneeöde kutschieren; ein junges marokkanisches Weib, in gestreifter Seide, aufgeschirrt mit Ketten, Spangen und Ringen, die strotzende Brust halb entblößt, mit breiten Nüstern, Augen voll tierischen Lebens, die mit weißen Zähnen lacht; und ein griechischer Bauer mit einer Art Baskenmütze, einem roten Hemd und einer grauen Weste, der seinen Pflug vor sich herschiebt. Doch Madame Orlowska, die wie sie selber in Ländern des Islams gelebt hat, hat sie das Kostbarste gezeigt, was sie besaß: eine Kupferlampe, durchbrochen mit kleinen ovalen Einschnitten, die Fabelblumen ergeben, aus der Umayyaden-Moschee stammend, wo Saladin begraben liegt, und eine handkolorierte Fotografie des Palastes, den sie hatte erbauen lassen: ein großer, viereckiger Hof, an drei Seiten umgeben von weißgestrichenen Gebäuden mit großen, waagrecht verlaufenden roten, grünen, blauen, schwarzen Streifen; ein riesiges Büschel Oleander, dessen volle Blüten rote Flecken in dem Grün bilden; mitten auf dem Hof, auf dem Pflaster aus farbigem Marmor, trippelt eine kleine Gazelle mit schmalen Hufen und schwarzen Augen.

Madame Albin beginnt das Gedächtnis und vielleicht auch ein wenig den Verstand zu verlieren; die Leute haben es gemerkt, als sie anfing, abends an ihre Türen zu klopfen und sie vor unsichtbaren Gefahren zu warnen, die sie die Halbstarken oder auch die Harkis und manchmal sogar die O.A.S. nannte; ein andermal fing sie an, eines ihrer Pakete auszupacken, um es Smautf zu zeigen und Smautf stellte fest, dass sie, so, als sei es eines ihrer kostbaren Souvenirs, eine kleine Dose Orangensaft eingepackt hatte. Vor einigen Monaten hatte sie eines Morgens vergessen, ihr Gebiss anzuziehen, das sie jede Nacht in ein Glas Wasser stellt; sie hat es seitdem nie wieder angezogen; das Gebiss steht in seinem Glas Wasser auf dem Nachttisch, bedeckt mit einer Art Wassermoos, aus dem manchmal winzige gelbe Blumen hervorkommen.  - (per)

 

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