Sottisier   Im Alter von neun Jahren schrieb Flaubert in einem orthographisch unsicheren Brief: »da eine Dame zu Papa kommt, die uns Albernheiten erzählt, werde ich sie aufschreiben«.

Als der Tod ihn überraschte, war er immer noch dabei, die Taten der Dummheit in den unvollendet gebliebenen »Bouvard und Pécuchet« niederzuschreiben.

Und im Laufe seines Lebens hatte sich das Bild der Dummheit unter dem mächtigen Druck der Zeiten vor Flauberts Augen ständig erweitert: sie war nicht mehr nur ein unausrottbares Attribut der menschlichen Spezies, sondern eine kosmische Macht, der Äther, der jedes ausgesprochene Wort umfing: das Geschwätz der Weiber und den Vortrag des Akademikers, die Aufrufe des Politikers und die Sprüche des Apothekers, die Gleichnisse der Lyriker und die Berichte der Wissenschaftler.

Es handelte sich nunmehr um eine neue Universalsprache, die gänzlich aus Redewendungen zusammengesetzt war, wofür ein Wörterbuch noch fehlte. Flaubert träumte jahrzehntelang davon, es selbst zu schreiben.

In einem Brief aus dem Jahr 1852 an Louise Colet beschrieb er das Vorhaben so: »Ich glaube, daß das Ganze von ungeheurem Schrot wäre. Es dürfte in dem gesamten Buch kein einziges Wort von meinem eigenen Gewächs stehen, und wenn man es gelesen hat, durfte man nicht mehr zu sprechen wagen aus Angst, einen der Sätze zu gebrauchen, die sich darin befinden.« - Vorwort zu (fla)

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