onnenspeichel Die Sonne hat viele Nachkommen. Sie sind unter der Erde geboren worden und sind im Meer unter der Form von Tröpfchen erschienen. Ihre Herzen waren rote Tröpfchen. Aus dem Stoff, aus welchem die Herzen der Nachkommen der Sonne bestanden, tauchte ein kleines Insekt auf, das zu den Opferschalen der großen Götter des Meeres geflogen ist. Mit seinen Flügeln hat es die Schalen mit Wasser besprüht und damit reizte es die Meeresgötter sehr. Das kleine Insekt war ins Licht gekommen, um zu sehen, ob es ihm gelingen würde, einen passenden Platz für den Vater, die Sonne, zu finden. Danach ging es zurück in den Untergrund und es brachte dem Vater, der Sonne, das Maß der Welt. Dann hat Vater Sonne das Insekt in einen Papagei verwandelt, der aufgetaucht ist, um an dem Ort, wo das Meer endete, ein Kreuz aufzustellen. Der Papagei wurde Sonnenherz, Tauküki, genannt. Danach verwandelte Vater Sonne den Papagei in eine Wanze, die hinauskam, um eine Treppe, imumui, zu bauen. Durch diese konnte die Sonne aus dem Untergrund in das Licht hinaussteigen.
Vater Sonne kam heraus, ohne daß er irgendein Kleid angezogen hätte. Mit
seinem Speichel hat er folgende Tiere im Meer erschaffen: den kleinen Specht,
Tsimakai, den Vogel hotäi und den Ära, dessen Federn äußerst geeignet sind,
um die Pfeile, die der Sonne gewidmet werden, zu schmücken. Aus ihren Flügeln
kamen die kleinen Papageienvögel, deren Federn zu den Opfergaben dienen. Der
Sonnengott erschien wieder, und andere Tiere kamen aus dem Meer heraus: der
Adler, der Falke, der schwarze Falke, Kuawäme, die Klapperschlange, Baiye, ein
Meerestier, der Meertiger, hatüwi, der Jaguar und der grüne Papagei, Kakemane.
Allen diesen Tieren ist befohlen worden, die Sonne zu beschützen, während sie
auf ihrem seidenen Stuhl saß, denn sie war noch sehr zart und heilig. Die großen
Meergötter kannten die göttliche Natur der Sonne nicht, deswegen dachten sie
nicht, daß alle diese Vorbereitungen ihnen zahlreichen Kummer bereiten würden.
Vater Sonne brauchte einen heiligen Stab. Kauymáli erhielt den Befehl, ihn anzufertigen.
Der Stab ist mit den Samen des Tsika-lotci geschmückt worden, damit er so klingen
würde wie die Klapperschlange, die von der Sonne erschaffen wurde. Mit dem Speichel
erschuf die Sonne das Brasilholz. Mit den schönen Federn der Vögel der Sonne
hat man viele Gegenstände, die von den Schamanen gebraucht wurden, gemacht.
Wegen der Feiern haben die großen Götter des Meeres unter viel Neid und Eifersucht
gelitten. Diese Opfergaben aber waren nicht nur mit Wasser geweiht worden, sondern
auch mit dem Blut, das Kauymáli aus dem Kamm des Truthahns, einem anderen von
der Sonne erschaffenen Vogel, gewonnen hatte. Als die Götter des Meeres versuchten,
die Sonne im Wasser auszulöschen, waren alle ihre Bemühungen umsonst. - Märchen aus Mexiko. Hg. Felix Karlinger und Maria Antonia Espadinha.
Düsseldorf u. Köln 1991 (Diederichs, Die Märchen der Weltliteratur)
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