irenenstimme   Das Alter der beiden vermag ich nicht zu erraten. Diese Kinder - denn Kinder waren sie nach Gesicht und Gebärde und Ausstrahlung, wiewohl nach Figur und Größe an die zwanzig Jahre - diese Kinder wirkten mehr denn problematisch. Ich sage »Figur und Größe«, doch waren die beiden augenfällig zwergenhaft. Ihre Köpfe staken zwischen den Schultern, die Haare waren grob, die Augen lagen beunruhigend tief in den Höhlen. Sie wirkten ungeschlacht, die Züge seltsam unregelmäßig, als ob in diesen Wesen zwei Rassen von den Enden der Welt ihr Blut und ihre Fremdheit vermischt hätten; eher noch, als ob Tier und Engel bei ihrer Zeugung sich einander genähert hätten.

Doch wenn ein inneres Licht auf den ruhigen Augen, auf der hageren, sorgenvollen, sonderbaren Erscheinung des Mannes lag, der sich nun mit aller Intensität mir zugewandt hatte, so ruhte dies Licht zweifellos auch auf den Kindern. Der Mann sprach zu ihnen, sie antworteten - außer Frage in Englisch, meiner eigenen Sprache; doch in einem undeutlichen, gebrochenen Englisch, unverständlich für mich, doch rein wie Glockenklang, von fast quälender Eindringlichkeit, schmachtend gleich Nixen- oder Sirenenstimmen.  - Walter de la Mare, Die Wesen. In: W.M., Aus der Tiefe. Frankfurt am Main 1984

 

Sirenen Stimme

 

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