imulation  Die besonderen Eigenschaften des menschlichen Gehirns scheinen mir dadurch charakterisiert zu sein, daß die Simulationsfähigkeit stark entwickelt ist und intensiv genutzt wird -- und zwar auf der Basis der Erkenntnisfunktionen, die der Sprache zugrunde liegen und sicher nur teilweise durch sie zum Ausdruck kommen.

Nun ist aber diese Funktion nicht ausschließlich auf den Menschen beschränkt. Der junge Hund, der seine Freude ausdrückt, wenn er beobachtet, daß sein Herr sich zum Spaziergang vorbereitet, stellt sich offensichtlich vor, das heißt, er simuliert im voraus, welche Entdeckungen er machen wird, welche Abenteuer ihn erwarten und was für köstliche Schauder er dank der beruhigenden Gegenwart seines Herrn gefahrlos erleben wird. Später wird er das alles noch einmal simulieren, im wirren Durcheinander des Traumes. ...

Ich glaube, alle Wissenschaftler müssen sich dessen bewußt geworden sein, daß ihre innere Reflexion nicht verbal ist; sie ist ein Gedankenexperiment, eine eingebildete Erfahrung, mit Hilfe von Formen, Kräften und Wechselwirkungen simuliert, die nur mit Mühe ein »Bild« im visuellen Sinne ergeben. Als ich einmal mein Bewußtsein ganz auf ein Gedankenexperiment konzentriert hatte, habe ich mich selber dabei überrascht, mich mit einem Eiweißmolekül zu identifizieren. - Jacques Monod, Zufall und Notwendigkeit

Simulation (2) Der schärfste Ausdruck der Sicherheit und Verwegenheit, mit der das verkappte Gaunertum sich mitten im gewöhnlichen Leben bewegt, ist die vermessene Vortäuschung von Krankheiten und Gebrechen, durch die der Gauner die allgemeine Aufmerksamkeit absichtlich auf seine äußere Erscheinung zu lenken sucht, um hierdurch seine gaunerischen Absichten desto sicherer zur Geltung zu bringen. Dieser Betrug ist so alt, wie die christliche Barmherzigkeit, auf die er es von Anbeginn an abgesehen hat. Über diesen Betrug klagt schon der heilige Ambrosius in seinen Briefen an den Symmachus; schon die Kapitularien warnen vor den Betrügern: qui nudi cum ferro prodeunt; der Liber Vagatorum zeichnet eine Menge simulanter Siechen. Die Epilepsie wurde in der Zeit der Hexenverfolgungen als Betrug geahndet oder als Teufelswerk mit Exorzismus oder dem Scheiterhaufen ausgetrieben, während die Kinder der Gauner im achtzehnten Jahrhundert abgerichtet waren, ebenso geschickt den Taubstummen zu spielen, wie "auf die Pille zu schnorren", wie der bekannte Gauner, der noch heute (1858) unter der Larve eines Gärtners schon seit mehreren Jahren ganz Deutschland durchzieht und von der erheuchelten Epilepsie seinen ganzen Lebensunterhalt zieht. - (ave)

Simulation (3)

Simulation (4)

Simulation (5)  Simulation hat stets etwas Ambivalentes. Sie ist Spiel und Ernst, Täuschung und Großtat, Vorspiegelung und Kunst, Inszenierung und Vergegenwärtigung, Verstellung und Lernprozess. Insgesamt hat die Simulation zwei Gesichter: Nach der einen Richtung erscheint sie als Urheberin von Lüge und Täuschung, nach der anderen als Mittel zur Verbesserung und Vervollkommnung.

Auf der Seite der Lüge und Täuschung ist die Simulation tief in der Geschichte und sogar in der Frühgeschichte des Menschen verwurzelt. Man hat Masken des mit einem Schakalkopf dargestellten ägyptischen Gottes Anubis gefunden, deren Kinn mit Schnüren bewegt werden konnten, und man nimmt an, dass die Priester auf diese Weise den Eindruck erweckten, sie erhielten Anweisungen des Gottes, die sie an die Gläubigen weitergaben.  - (thes)

Methode Nachahmung Modell

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