Siegfried hat im Drachenblut gebadet. Er ist unverletzlich bis auf eine Stelle im Schulterblatt. Dort trifft ihn Hagen. Da nun Siegfried mit Sicherheit der aufsteigende junge Frühlingsgott ist, geht diese Vorstellung wohl deutlich so: Er ist geboren in der Mitternacht bei einer Erdmutter oder Gottmutter und steigt nun am Sommerhimmel empor. Da die Hitze auf dem Höhenweg ungeheuer wächst, muß er sich zur Quelle der Erde hinabbeugen, wie er sich ja auch zu einem Weibe gleichzeitig beugt, die wiederum die Erde ist. Er ist also über den ganzen Himmel gewölbt, wie der Himmel auch bei den Ägyptern gedacht wird als Göttin Nut oder Neith, die ihr Gesicht der Erde zuneigt. So ist also sein Rücken nach oben gewandt, und hier ist es Hagen (von Hauk, Kauko, Hoch, Jug abgeleitet), eine höhere Gewalt, die ihn trifft und zum Untergang zwingt. Jug, das slawische Wort für Süden, ist unser altes Wort Hoch, aber zugleich unser Wort Joch, das heißt, eine Grenze, die dem Höhersteigen aufgelegt wird, wie dem Zugtier das Geschirr und der Sattel. Tierhaft also mit dem Rücken ist Siegfried der Höhe zugewandt, wie auch der Mann über der Frau liegt bei der Zeugung, und wenn nun im Ringkampf ein Mann den andern besiegt, ist es das Schulterblatt wieder, mit dem der Gegner auf den Boden gezwungen werden muß, so daß er die Stellung der Frau einnimmt.

Siegfried ist also mit dem Sonnenroß ebenfalls identisch, und es würde mich wenig wundern, wenn man in ihm die Endung Fried als Pferd wiedererkennen sollte.  - Ernst Fuhrmann, Das Tier in der Religion. München 1922

 

Blond Deutsche Held

 

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DrachentöterUnverwundbarkeit
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