Fichergehen  Fräulein Zéline wohnte mit ihrer Schwester in einem kleinen neuen Haus an der Landstraße nach Limoges. Um ganz sicherzugehen, hatte sie nicht geheiratet: sie wollte ihr Glück nicht aufs Spiel setzen. Sie hatte sich gesagt, überall im Leben werde sie an einem Zimmer, ein wenig Milch und Honig, einigen Früchten und einem Stück Brot ihr Genüge haben. Nach der Heirat ihrer jüngeren Schwester wohnte sie nicht ohne einen gewissen Triumph sämtlichen Katastrophen bei, von denen die Ärmste heimgesucht wurde. «Ich hatte dich ja gewarnt», erklärte sie ihr unerbittlich, als sie Witwe geworden war und ihre einzige Tochter ins Kloster ging, «Wer sein Glück von andern als von sich selbst abhängig macht, verliert jedes Anrecht darauf.»  - Marcel Jouhandeau, Fräulein Zéline oder Gottes Glück zum Gebrauch eines alten Fräuleins. In: M. J., Chaminadour. Reinbek bei Hamburg 1964

Sichergehen (2) Die mächtigsten und ehrgeizigsten unter den Spartanern fühlten sich bereits aus Mißgunst durch Alkibiades beschwert. Sie drangen alsbald durch und erwirkten, daß die Regierenden In Sparta an die Befehlshaber in lonien die Weisung schickten, ihn zu töten. Er hatte dies aber schon in der Stille in Erfahrung gebracht und war auf seiner Hut, beteiligte sich zwar an allen Unternehmungen der Lakedaimonier, vermied es aber durchaus, sich in ihre Hände zu geben, warf sich vielmehr, um sicher zu sein, Tissaphernes, dem Satrapen des Perserkönigs, in die Arme und war bei ihm sofort der erste und mächtigste Mann. Denn der Barbar, der selbst nicht schlicht und aufrichtig, sondern arglistig und verschlagen war, bewunderte an Alkibiades die schillernde Vielseitigkeit und das Außerordentliche seiner Begabung. Für die Reize, die er bei der Unterhaltung und im täglichen Zusammenleben entfaltete, war kein Herz unempfindlich, kein Sinn unbezwinglich; selbst denen, die ihn fürchteten und beneideten, bereitete der Umgang mit ihm und sein Anblick Freude und Wohlgefallen, Sonst brutal und ein Griechenhasser wie nur einer, ließ Tissaphernes sich durch das liebenswürdige Wesen des Alkibiades dermaßen betören, daß er ihn seinerseits durch Liebenswürdigkeiten zu überbieten suchte. Den schönsten Park, den er besaß, reich an Wiesen, frischen Gewässern und ausgestattet mit Ruhe- und Erholungsstätten von königlicher Pracht, ließ er Alkibiades benennen; und diesen Namen trug er danach ständig und allgemein.

Da sich also Alkibiades nicht mehr auf die Treue der Spartaner verlassen konnte und Agis fürchtete, suchte er sie Tissaphernes gegenüber auf alle Weise zu schädigen und zu verdächtigen und riet ihm, ihnen nicht allzu eifrig zu helfen und die Athener zu vernichten, sondern sie durch sparsame Unterstützung in Schwierigkeiten zu bringen, sie allmählich zu schwächen und so zu erreichen, daß die beiden Gegner sich gegenseitig aufrieben und so dem König gefügig würden. Tissaphernes ließ sich leicht überzeugen, und seine Zuneigung und Bewunderung für Alkibiades war so offenkundig, daß die Griechen von beiden Seiten her ihre Blicke auf ihn richteten und die Athener ihre gegen ihn gefaßten Beschlüsse bereuten, da es ihnen nun so schlecht ging. Aber auch er fühlte sich bereits bedrückt und fürchtete, daß, wenn die Stadt ganz vernichtet würde, er völlig in der Hand der Lakedaimonier sein würde, die ihn haßten.  - (plut)

Sichergehen (3)
 

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