Sich verstecken  Ich möchte mich verstecken. Ich gehe also weg und verstecke mich. Während ich weggehe, überlege ich, wo ich mich verstecken kann. Dann überlege ich, daß nicht ich gehe, sondern daß unter mir diese Füße gehen, und daß nicht ich überlege, sondern daß mein Gehirn überlegt; denn wenn überlegt wird, daß diese Füße zu mir gehören, daß dies meine Füße sind, welche gehen, dann kann nicht ich es sein, welcher geht, und auch das Gehirn, welches als mein Gehirn überlegt, kann nicht ich sein, weil es mein Gehirn ist, weil das Gehirn mein ist, und was mein ist, nicht ich sein kann. Nicht ich kann es sein, der hier überlegt. Ich kann mich nicht verstecken. Mein Gehirn hat überlegt, ob ich mich vor den andern verstecken kann; doch Ich kann mich nicht verstecken, weil etwas sich nicht selber verstecken kann: ich kann nicht mich verstecken. Auch mein Körper kann sich also nicht verstecken; er kann nicht sich verstecken; entweder kann nur ich meinen Körper, oder der Körper kann mich verstecken; aber mein Körper ist nicht ich: das ist der Grund, daß ich mich nicht verstecken kann. Jedoch ich kann mich lustig machen; ich kann mich, weil ich sowohl nicht weiß, was ich ist, als auch insbesondere, weil ich nicht weiß, was mich ist, über etwas lustig machen, indem ich mich entschließe, mich zu verstellen und zu tun, als wunderte ich mich nicht, als wüßte ich, was ich bin, damit ich an einer Stelle scheinbar ansetzen und mich vor den andern verstecken kann, ohne daß durch den Schrecken der Adern die Füße den Körper nicht mehr tragen können.  - Peter Handke, Die Hornissen. Frankfurt am Main 1977
 
 

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