Sich verflüchtigen  Die Photographin war am Hang zu sehen, wie sie die Gäste gleichsam umschwebte, ungeachtet des steinigen Bodens. Immer war sie da, huschte übers Geröll, zückte ihren Apparat, schraubte neue Linsen auf, schwenkte ein schwar­zes Belichtungskästchen und glich einer schwirrenden Libelle. Ein Schweizer nannte sie die Fotoelfe. Als ob sie in der windsausenden Kälte hier heroben zwischendurch nicht da sei, sich verflüchtige, so kam sie Eugen vor; oder als ließe sie sich mitnehmen von einem Nebelfetzen. Die schien sich unsichtbar zu machen, war aber immer überall und wurde nur bemerkt, wenn sie mit anderen redete. Sie wußte alles, hatte zugeschaut und zugehört und verstand sich mit diesen Herrschaften hier, die's schwierig mit sich selber hatten.

Sie kannte die Bewegungen der Menschen und ihr Mienenspiel. Ließ sie gewähren, wartete und verwandelte sich schnell in ihre Fotolinse, ließ ihre Empfindungen und was sie gesehen hatte, mit dem geschliffenen Glas verfließen.

All dies beobachtete Eugen, der sich hineinstahl in die andern.   - Hermann Lenz, Herbstlicht. Frankfurt am Main 2000

 

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Verflüchtigung