KSich lecken lassen  »Erklärt mir, was euch nicht gefällt.«

»Die Beine.«

»Sie sind wunderschön.«

»Viel zu dürr.«

»Ihr täuschet euch, sie sind feist.«

»Mag ja sein. Die aber, die sie uns im Traume zeigt, sind dürr.«

»Und die Brust?«

»Viel zu klein.«

»In Wirklichkeit ist sie schön groß und schön dick.«

»Du siehest längst schon alles mit eigenen Augen und spinnst deine eignen Gedanken. So siehest du zum Beispiel nicht, daß sie einen krummen Rücken hat. Und dann ist sie viel zu behaart. Ein bißchen ist ja ganz schön, doch allzu viel Härchen ist, als war sie eine Ziege

Da nun läuft Millemosche in die Hütte zurücke und betrachtet Figgeline aus der Nähe von vorn und von hinten. Es stimmt, die Beine sind dürr, die Brust ist klein, der Rücken krumm. Und dann ist sie viel zu behaart, und dann haben auch Pannocchia und Carestia sie nackigt gesehen. Figgeline, Figgeline, überleg ichs recht, dann geh ich.

»Warum hast du dich nackigt vor ihnen gezeigt?«

»Vor wem?«

»Vor Pannocchia und Carestia.«

»Wann?«

»In ihren Träumen.«

»Wer weiß schon, wer alles von mir träumt.«

»Dann bist du also eine Metze

Figgeline versucht, ihm zu erklären, daß andere träumen können, was immer sie wollen, daß sie über die Träume der anderen aber nicht das Kommando führe. Doch es ist unmöglich, Millemosche das verständlich zu machen. Er steht da mit sauertöpfischem Gesichte und reagiert nicht einmal auf ihr Streicheln und auf ihr zärtlich Gelecke am Ohr. Daraufhin zieht Figgeline ihn splitternackigt aus und beginnt, ihn überall zu lecken, von den Fuß- bis zu den Haarspitzen. Millemosche steht da, läßt sich lecken, und schreit kein bißchen.    - Luigi Malerba, Tonino Guerra: Von dreien, die auszogen, sich den Bauch zu füllen. Roman aus dem Jahre 1000. Berlin 1996

 

Lecken Passivität

 

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