ich frischmachen Das Gärtchen lud zum Herumgehen ein und um ein Schlenderleben anzufangen, der Betrachtung gewidmet, obwohl's nüchternen Zwecken diente.
Eugen mußte von dort wieder zurückgehen; lang konnte er hier nicht verweilen. Und er sah Stephan Koval, angezogen und mit Brille ins Schwimmbecken springen. Er schwamm, kletterte aus dem Wasser und wischte Wassertropfen von seinen Augengläsern. Dann ging er, sah sich mit triefenden Kleidern um, die Hände in den Hosentaschen.
»Ich war natürlich viel vorsichtiger. Würde mich jetzt trockenlegen, sozusagen«, sagte Eugen, und Stephan erwiderte: »Sei doch still.«
Du warst nie angezogen ins Wasser gesprungen, außer als Selbstmörder,
dachte Eugen. Aber vielleicht war dem Stephan Koval im Moment alles zuwider
und er hatte sich mit diesem Sprung ins Wasser lebensfrisch gemacht; denn über
eine einfache Natur verfügte Stephan Koval nicht. Literatur hatte mit Irdischem
wenig gemein; sie war eine variable Größe, zog Unterirdisches herauf oder flog
dem Außerirdischen entgegen, sozusagen. Und welche Ströme sich in ihr auswirkten,
das wußte vielleicht nur die Seele. Wem's gelänge, der
Seele selber zu begegnen, sie am Ende gar zu einem Interview zu ermuntern, der
hätte Wichtiges erfahren. Aber die Seele äußerte sich selten von Mund zu Mund.
- Hermann Lenz, Herbstlicht. Frankfurt
am Main 2000
|
||
|
||