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ausblenden Sie folgte dem Zaun, bis sie Lichter sah, die
bleichen, zyanblauen Flutlichter, die das etwa hundert Meter breite Schußfeld
zwischen dem Tor und den nächstgelegenen Baracken ausleuchteten. Schnell schlich
sie auf den Wachposten zu und behielt dabei seine Augen im Blick, die, um ihrem
Besitzer die lange Zeit der Nachtwache zu vertreiben, auf ein Buch gerichtet
waren, bis sie ihm so nahe war, daß es keinen Unterschied mehr machte. Es war
ein von Inoshiro Sensei selbst entwickelter Kunstgriff, eine Variation der bekannten
Ninja-Unsichtbarkeitstechnik namens Kasumi oder Der Nebel. Sie winkte
mit den Fingern vor seinem Gesicht und blendete sich damit aus seinem Bewußtsein
aus: Sein Leben ging ganz normal weiter, nur kam DL darin nicht vor. Schon war
sie an ihm vorbei, schob sich am Zaun entlang weiter, verwandelte sich in seinen
harten, gewobenen Schatten, hielt Ausschau nach Wachposten, musterte die Baracken
in der Entfernung. Sie war Schütze und Pfeil zugleich, legte sich auf die Sehne
und zielte und nahm ihren Weg durch das grelltürkise Licht ohne Plan, ohne Gedanken.
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Thomas Pynchon, Vineland. Reinbek bei Hamburg 2015
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