Sich aufspielen  Sulaiman ibn Daud war nicht stolz. Er spielte sich sehr selten auf. Und wenn er das einmal tat, so tat es ihm hinterher leid. Einmal versuchte er, alle Tiere in aller Welt an einem Tag zu füttern; aber als das Essen fertig war, da kam ein Tier aus dem tiefen Meer und fraß es mit drei Bissen auf. Sulaiman ibn Daud war höchst überrascht und sagte: »O Tier, wer bist du?« Und das Tier sagte: »O König, mögest du ewig leben! Ich bin der kleinste von 30000 Brüdern, und wir wohnen auf dem Meeresgrunde. Wir haben gehört, du wolltest alle Tiere in aller Welt füttern, und meine Brüder haben mich geschickt, um zu fragen, wann das Dinner fertig ist.« Sulaiman ibn Daud war so überrascht wie noch nie und sagte: »O Tier, du hast schon all das Essen aufgegessen, das ich für alle Tiere in aller Welt vorbereitet hatte!« Und das Tier sagte: »O König, mögest du ewig leben - nennst du das wirklich ein anständiges Abendessen? Da, wo ich herkomme, essen wir doppelt so viel zwischen den Mahlzeiten!« Da fiel Sulaiman ibn Daud auf sein Angesicht und sagte: »O Tier, ich habe das Essen gegeben, um zu zeigen, was ich für ein großer, reicher König bin, aber nicht, weil ich wirklich gut zu den Tieren sein wollte. Jetzt schäme ich mich, und das geschieht mir recht!« Sulaiman ibn Daud war wirklich ein richtiger Weiser, mein Allerliebstes. Und danach vergaß er niemals, daß es blöde ist, sich aufzuspielen.  - Rudyard Kipling, nach: Märchen aus dem Land der Königin von Saba. Hg. Inge Diederichs. Köln 1987
 
 

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