SIB    Einer von meinen Spitzeninformanten erzählt mir, daß im Charity einer liegt, der eine Schußwunde hat, angeblich ein JagdunfalL Die FBI-Typen fragen ihn, ob er zufällig mit Schrot vorn Kaliber 38 auf die Jagd geht, den er einzeln aus seinem Smith & Wesson-Dienstrevolver abschießt. Sie wissen nämlich, daß es einen bei dem Wells-Fargo-Überfall bei der Flucht erwischt hat. Dieser Bursche da im Krankenhaus hat einen glatten Durchschuß, aber das weiß er nicht. Jedenfalls haben sie nichts m der Hand, keine Revolverkugel und natürlich auch kein Schrotkorn. Sie versuchen nur, ihn aufs Kreuz zu legen. Als ich am anderen Morgen zum erstenmal das Krankenhaus betrete, um mir den Burschen anzusehen, bin ich schon zu spät dran. In der Nacht war nämlich irgendein Kerl in sein Zimmer marschiert, hatte ihm ein Kopfkissen aufs Gesicht gedrückt und fünfmal durch das Kissen abgefeuert. Läßt die Kanone liegen und marschiert wieder raus. Der Typ im Bett nebenan hat die ganze Geschichte beobachtet. Seitdem müssen sie, erzählt mir die Krankenschwester, jedesmal seine Bettücher wechseln, wenn einer zu ihm hereinkommt, den er nicht kennt. Ich denke, hallo, das ist aber eine coole Braut. Ich fange an, mir über sie Gedanken zu machen, und ein paar Tage später treffe ich mich mit ihr auf einen Drink, da drüben an der Gravier, nachdem sie ihr Häubchen abgesetzt hat. Und jetzt wende ich an, was wir bei der Polizei die wissenschaftlich fundierte SIB-Methode nennen, also den Schuß ins Blaue. Wir hocken uns hin, bestellen Manhattans, die Drinks werden serviert, und ich sage: ›Sagen Sie mal, wie geht's eigentlich Ihrem Freund Dickie Duschene?‹ Sie erstickt fast an ihrer Kirsche, die sie gerade im Mund hat, und kann es verdammt einfach nicht glauben. Die coole Krankenschwester ist gar nicht mehr cool. Wir einigen uns auf ein Geschäft, und als sie ihren vierten Manhattan intus hat, hat sie mich darüber in Kenntnis gesetzt, daß der Kerl, den sie da im Krankenhaus umgelegt haben, das hat kommen sehen. Weil er sich aber inzwischen in die Krankenschwester verliebt hatte, hatte er ihr erzählt, wo er seine hundertfünfzig Riesen versteckt hatte, nämlich in einem Schließfach am Flughafen. Weil sie nun nicht wußte, was sie damit anfangen sollte, gab sie es ihrem Freund, dem Dickie, der es für sie aufbewahren sollte. Du merkst, was jetzt kommt? Bei Gott, so war es. Dickie gab Nola dreißig Riesen, um seinen Familienfrieden zu retten, und sie gibt es mir weiter. Womit ich also genau das Geld aus dem Überfall in der Hand habe, den ich eigentlich aufklären will.   - Elmore Leonard, Banditen. München 1989
 
 

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