Sertão-Katholizismus
(6) Auf dem Gehsteig zu beiden Seiten des Portals stand
je eine holzgeschnitzte Figur von Matias Quaderna, dem Bild- und Heiligenschnitzer.
Die eine war ein riesiger Christustorso, aus einem einzigen Braúna-Stamm geschnitzt;
Sternenblitze und Laubwerk krönten sein Haupt; die vier Gestalten hinter ihm
sahen aus, als hätte er sie mit seinen Lenden erzeugt: ein Jaguar,
ein Flügelstier, ein Engel und ein Sperber.
Die zweite Figur war eine ebenfalls überlebensgroße Madonna
mit einem Lederhut, mit zwölf Sternen auf dem Kopfe und mit den Füßen die Schlange
zertretend; mit der einen Hand stützte sie sich auf einen Hirsch, mit der anderen
auf einen Jaguar. An der Mauer hingen in der Nähe der gewaltigen Holzfiguren
zwei weitere Dinge, die mir die Anwesenheit meines Bruders Antônio Papacuia
Quaderna anzeigten, des Pikkoloflötisten und Fahnenmalers für die Prozessionen
von Taperoá. Es waren zwei auf Papier gemalte Vorlagen für die Fahnen der letzten
Prozessionen. Die erste stellte in der Mitte einen Baum dar, auf dessen Zweigen
man einige Jaguare sah; unter dem Baum saß ein Viehhirt auf seinem Pferd, und
ein anderer trieb einen Ochsen an. Die zweite stellte den gekreuzigten Christus
dar. Christi Leib war mit leuchtenden Wunden bedeckt, die ihn einem verwundeten
Leoparden ähnlich erscheinen ließen; auf der rechten Seite sah man einen berittenen
Viehtreiber, der noch die Lanze festhielt, mit welcher er die Brust des Heilands
durchbohrt hatte; auf der linken Seite des Kreuzes stand eine Gottesmutter,
als Cangaceira gekleidet, die Brust von sieben langen
Dolchen durchbohrt; ein riesiger Wachskerzen-Zweig hing von den Kreuzesarmen
herab und wirkte wie die Verlängerung der Dornenkrone. Ein Regen von Blutstropfen
fiel aus der Höhe herab und bildete unten ein Meer aus rotem, schwarzem und
gelbem Blut. - (stein)
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