Sellerie

ehre sei der sellerie

der steinbrech, der uhu, die milch,
unbezweifelbar wie das licht, der fels,
von tauben bewaldet, der föhn,
der dotter, das brom, warum nicht,
und meinetwegen der blitz, ja,
der wal und der blitz,
sie stehen fest,
auf sie laßt uns bauen,
sie sind eine ode wert.

die zigarrenasche im spiegel,
das ebenbild, wer war es nicht leid,
dieses scheckgesicht
aus behaartem bims,
diese blumenkohlohren
von schlagern verprügelt,
und später am blutigen himmel
diese suturen aus rauch!

gepriesen sei die friedliche milch,
ruhm dem uhu, er weiß wie er heißt
und fürchtet sich nicht,
ehre dem salz und dem erlauchten wal,
und der barmherzigen sellerie,
gebenedeit unter den köchen,
die auf dem teller stirbt.

das zarte erdherz, die sellerie,
menschlicher als der mensch,
frißt nicht seinesgleichen,
noch der blitz, berühmt sei der blitz,
oder meinetwegen der dotter.

- Hans Magnus Enzensberger, Landessprache. Frankfurt am Main 1969 (es 304, zuerst 1960)

 

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