elbstsucht  Die Gräfin:  Übrigens, ich habe vergessen, Euch um Eure Ansicht in einer Sache zu fragen, die ich gestern in der Geschichte las, und zwar von diesen guten Mohammedanern; sie hat mich doch sehr getroffen. Als Hassan, der Sohn Alis, im Bad lag, schüttete ihm einer seiner Sklaven aus Versehen einen Kessel kochendes Wasser auf den Leib. Die Bedienten Hassans wollten den Schuldigen pfählen. Hassan jedoch, anstatt ihn pfählen zu lassen, ließ ihm zwanzig Goldstücke geben. »Es gereicht«, sagte er, »denen im Paradies zum Ruhm, die Dienste entlohnen, zu höherem Ruhm denen, die das Böse vergeben, jedoch zu noch höherem Ruhm jenen, die das unwillkürlich getane Böse belohnen.« Wie findet Ihr diese Handlung und diese Rede?

Der Graf:  Ich erkenne in ihnen meine guten Muselmanen des ersten Jahrhunderts wieder.

Der Abbé: Und ich meine guten Christen.

M. Fréret:  Was mich betrifft, so ärgert es mich, daß Hassan der Verbrühte, der Sohn Alis, zwanzig Goldstüdte für den Ruhm im Paradies hergeschenkt hat. Ich mag die selbstsüchtigen Handlungen nicht. Lieber hätte ich gesehen, wenn Hassan so viel Tugend und Menschlichkeit gehabt hätte, den armen Sklaven in seiner Verzweiflung zu trösten, ohne daran zu denken, daß man ihn im Paradies in den dritten Rang plazieren würde.  - Voltaire, Das Diner beim Grafen Boulainvilliers, nach (vol)

 

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