Aber dann ist er so verschwunden, wie er gekommen war. Ich bin auf ein Faß gestiegen. Er war in sein Zimmer zurückgekehrt, wo er mir zugewandt am Tisch stand. Er konnte mich nicht sehen.

Ich verstand das alles nicht. Ich schwöre Ihnen, ich habe in dem Augenblick Angst gehabt. Zehn Meter von mir entfernt knallte der Schuß, und Gallet hat sich nicht gerührt. Nur seine rechte Wange war rot geworden ... Blut floß ... Er stand immer noch und starrte unentwegt auf den gleichen Punkt, als wartete er auf etwas.«

Maigret nahm den Revolver vom Kamin. Eine Gitarrensaite aus Metall, wie man sie zum Hechtfang benutzt, war noch daran befestigt.

Unter dem Lauf war mit Draht eine kleine Blechdose am Abzug festgebunden.

Maigret öffnete die Dose mit dem Fingernagel und entdeckte einen Selbstauslöser, wie man ihn überall zu kaufen bekommt und womit man sich selber fotografieren kann.

Es genügt, eine Feder zu spannen, die sich nach wenigen Sekunden von selbst entspannt.

Aber hier war es so, daß sich die Feder dreimal spannte und entspannte und so drei Detonationen bewirkte.

»Die Feder hat sich nach dem ersten Schuß verklemmt«, sagte er leise.

Und die letzten Worte des Schloßherrn hallten ihm in den Ohren: »Nur seine rechte Wange war rot geworden... Blut floß ... Er stand immer noch und starrte unentwegt auf den gleichen Punkt, als wartete er auf etwas.«

Nun eben auf die beiden anderen Kugeln! Er hatte befürchtet, daß der erste Schuß nicht genau treffen könnte. Bei drei Kugeln war er sicher, daß ihm mindestens eine in den Kopf drang.

Und die beiden anderen Schüsse waren nicht losgegangen. Er hatte sein Messer aus der Tasche gezogen. »Er schwankte, als er sich die Klinge ins Herz bohrte. Dann ist er der Länge nach hingeschlagen. Er war natürlich tot.« - Georges Simenon, Maigret und der  tote Herr Gallet. München 1969 (Heyne, Simenon-Kriminalromane 55, zuerst 1932)