ekt
Meiner Treu, dieser junge Knabe von nüchternem Geblüt liebt mich nicht, auch
kann ihn kein Mensch zum Lachen bringen; aber das ist kein Wunder, er trinkt
keinen Wein. Es wird niemals aus diesen bedächtigen Burschen etwas Rechtes,
denn das dünne Getränk und die vielen Fisch-Mahlzeiten kühlen ihr Blut
so übermäßig, daß sie in eine Art von männlicher Bleichsucht verfallen, und
wenn sie dann heiraten, zeugen sie nichts wie Dirnen; sie sind gemeiniglich
Narren und feige Memmen - was einige von uns auch sein würden, wenns nicht die
Erhitzung täte. Ein guter spanischer Sekt hat eine zwiefache Wirkung an sich.
Er steigt euch in das Gehirn, zerteilt da alle die albernen, dummen und rohen
Dünste, die es umgeben, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von
behenden, feurigen und ergötzlichen Bildern; wenn diese dann der Stimme, der
Zunge überliefert werden, was ihre Geburt ist, so wird vortrefflicher Witz daraus.
Die zweite Eigenschaft unsers vortrefflichen Sekts ist die Erwärmung des Bluts,
welches, zuvor kalt und ohne Bewegung, die Leber weiß und bleich läßt, was das
Kennzeichen der Kleinmütigkeit und Feigheit ist; aber der Sekt erwärmt es und
bringt es von den Innern bis zu den äußersten Teilen in Umlauf. Er erleuchtet
das Antlitz, welches wie ein Wachfeuer das ganze kleine Königreich,
Mensch genannt, zu den W'affen ruft, und dann stellen sich alle die Insassen
des Leibes und die kleinen Lebensgeister aus den Provinzen ihrem Hauptmann,
dem Herzen, welches, durch dies Gefolge groß und aufgeschwellt, jegliche Tat
des Mutes verrichtet. Und diese Tapferkeit kommt vom Sekt, so daß Geschicklichkeit
in den Waffen nichts ist ohne Sekt: denn der setzt sie in Tätigkeit;
und Gelahrtheit ist ein bloßer Haufe Goldes, von einem
Teufel verwahrt, bis Sekt sie promoviert und in Gang und Gebrauch setzt. Daher
kommt es, daß Prinz Heinrich tapfer ist, denn das kalte Blut, das er natürlicherweise
von seinem Vater erben mußte, hat er wie magres, unfruchtbares und dürres Land gedüngt, gepflügt
und beackert, mit ungemeiner Bemühung wackren Trinkens und gutem Vorrat
von fruchtbarem Sekt, so daß er sehr hitzig und tapfer geworden ist. Wenn ich
tausend Söhne hätte, der erste menschliche Grundsatz, den ich sie lehren wollte,
sollte sein, dünnes Getränk abzuschwören und sich dem Sekt zu ergeben. - Falstaff,
in: Shakespeare, König Heinrich der Vierte
(Zweiter Teil)
|
||
|
||