ehr Man ist von Superlativen überschwemmt unter der Wirkung des Meskalin. Man erstickt an Superlativen. Man könnte Superlative hinausheulen. Man ist unerschöpflich im Ausstrahlen von Superlativen. Man dürstet, hat ganz großen Bedarf an Superlativen. Nach den größten, nach den ungewöhnlichsten; man ist unersättlich. Man lebt superlativistisch.
Man fühlt: was man fühlen wird, obwohl man es noch nicht kennt, wird
noch . superlativischer zum Superlativ streben. Es wird noch mehr den Superlativ
nötig haben. Nicht einen Superlativ wie andere. Einen Superlativ der Möglichkeiten.
Einen Superlativ des Unbekannten. Einen absoluten Superlativ. Die Phantasie
kann dem Druck der Maximomanie nicht folgen. Die Phantasie erschöpft sich,
bleibt zurück. Die Superlative aber setzen sich fort, weil nichts Besseres
da ist, weil keine besseren da sind, keine wahreren, noch mehr supersuperlativischen,
wie sie dem Unsagbaren entsprächen, dem Supra über allem, über allem Beliebigen,
unfähig den zu befriedigen, der von nichts in der Welt mehr befriedigt
werden könnte. Superlative, die, mag es sein wie es will, dennoch die Bahn
des Aufstiegs weisen, zur letzten Bewunderung, für die man, fast ohne es
zu wissen, ganz vorbereitet ist, ganz aufschäumend und brodelnd, Superlative,
die dir zeigen, was du noch nicht begreifen kannst, und was du vielleicht
überhaupt nie begreifen wirst, die dich dir selbst zeigen, nach dem Unendlichen
strebend, zum Unendlichen hingerissen, ausgehungert nach dem Unendlichen,
dem du andrerseits doch zu widerstehen versuchst. Jedoch der Drang nach
Unendlichkeit besteht immer weiter, in dir, über dir, durch dich hindurch.
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Henri Michaux, Turbulenz im Unendlichen. Die Wirkungen des Meskalins. Frankfurt am Main 1971
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