Segel bergen  Es war eine pechschwarze Nacht. Das Großsegel blähte aus und schlug wie wild. Der Kapitän kam an Deck und befahl es festzumachen. Der Obersteuermann wollte die Freiwache herausholen, aber der Kapitän hielt ihn davon zurück. Er fürchtete, daß es den Leuten zuviel würde, wenn sie immer wieder aus den Kojen herausgeholt würden. Die Deckswache sollte es allein versuchen. Wir gingen also hinauf auf die Raa. Nie werde ich dieses Stück Arbeit vergessen. Unsere Wache war stark reduziert. Ein Mann stand am Ruder. Außer dem dritten Steuermann und mir waren noch drei Mann da, die nach oben gehen konnten. Wir mußten versuchen, zunächst erst mal eine Seite festzumachen. Wir gingen auf die Luvseite hinaus und begannen unsere Arbeit. Die Untermasten waren kurz, die Raaen sehr breit. Das Raaliek maß etwa fünfzig Fuß. Das stehende Liek war kurz und durch das Reff, das darin war, noch kürzer geworden. Hierdurch kam die Schot auf das Ende der Raa zu liegen, und es entstand ein Bauch so breit wie die Kreuzroyalraa. Die Schwierigkeiten wurden noch dadurch erhöht, daß die Raa gänzlich vereist war. Zeisinge und Fußliek des Segels waren steif gefroren. Das Segel selbst war hart wie Kupferblech. Es wehte voller Orkan mit Schnee-, Hagel- und Regenböen. Wir mußten das Segel mit den bloßen Fäusten bearbeiten. Niemand mochte sich auf Fausthandschuhe verlassen. Glitt er damit aus, so war er ein verlorener Mann. Die Boote waren alle an Deck gesetzt. Es war nichts da, was hätte ausgesetzt werden können. Mehrmals bekamen wir das Segel herauf auf die Raa. Aber bevor wir es sichern konnten, wehte es wieder weg. Es bedurfte ganzer Männer, um auf der Raa zu liegen und Törn um Törn die Zeisinge um Raa und Segel zu geben. Es war fast unmöglich sie so zu knoten, daß sie hielten. Häufig mußten wir alle miteinander pausen, mußten mit den Händen auf das Segel schlagen, um sie vor dem Erfrieren zu schützen. Nach langer, unendlich scheinender Zeit, bekamen wir die Luvseite fest und gingen hinüber nach Lee. Dort war es noch schlimmer. Die Hauptmasse des Segels war nach Lee ausgeweht, und da die Raa infolge des Ueberliegens des Schiffes schräg lag, mußten wir alles Tuch nach Luv hin hochholen. Als wir das Segel auf den Raanocken fest hatten, war die Mitte zum Teil schon wieder lose. Das brachte wieder neue Arbeit. Aber endlich bekamen wir das Segel gut fest. Wir waren fast eineinhalb Stunden auf der Raa gewesen. Uns erschien es eine Ewigkeit. Es hatte gerade fünf Glasen geschlagen, als wir nach oben gingen, und es schlug acht, als wir herunterkamen. - (dana)

Segel bergen (2)

- N. N.

 

Segel

 

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