eelenloch Der
Wasenmeister holte weit aus und erzählte zuerst,
daß man in dieser Gegend für tote Haustiere früher einmal eigene Holzgerüste
errichtet hätte, die wie die Hochsitze der Jäger aussahen. Dagegen habe man
Menschenleichen sitzend oder stehend in der Erde begraben, in eigens für diesen
Zweck gebauten, unterirdischen Lehmnischen, die mit einem kaminartig zulaufenden,
nach oben hin offenen Seelenloch ausgestattet gewesen seien. - Klaus Hoffer, Bei den Bieresch. Frankfurt
am Main 1986 (zuerst 1979/1983)
Seelenloch
(2) Am Abend schrieb der blonde Enrico in sein Tagebuch:
»Vielleicht ist die Seele ein Loch, an dessen Rand man das ganze Leben entlanggehen
muß, und von dort kommt das Gurgeln und die schweren
Gedanken. Vielleicht gibt es einen Wind, der aus dem
Loch kommt und uns antreibt, hier und dort auf die Weide zu gehen, von der Lust
gepackt, sich an jemanden zu drücken, um dann mit derselben Geschichte immer
wieder von vorne anzufangen, sich an jemanden drücken, streiten, hier und dort
auf die Weide gehen. Vielleicht ist der Wind daran schuld, daß man sich nirgends
wirklich zu Hause fühlen kann, wohin man auch geht. Aber das Mundwerk eines
Topfverkäufers tut manchmal gut, um am Rand des Seelenlochs entlangzugehen.«
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Gianni Celati, Die Novelle von den zwei Studenten. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
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