Seelenkräfte In der Seele sind drei Kräfte: das Begriffsvermögen, womit sie in Gottes Macht Himmlisches und Irdisches begreift; die Einsicht, die sehr viel versteht, sie weiß nämlich, daß die Sünden etwas Böses sind, wenn man sie nicht büßt und sich nicht darum kümmert; und die Bewegung, womit sie sich in sich selbst überallhin bewegt, indem sie die heiligen Werke nach den Beispielen der Gerechten mit ihrer Wohnung (dem Körper?) vollbringt. Das Begreifen und die Einsicht vereinigen sich zur Bewegung der Seele, so daß die Seele in ihrem Gleichmaße gestört würde, wenn sie mehr erfaßte, als sie einzuse-hen vermag, oder mehr, als sie sich bewegen kann. Diese Kräfte stimmen also in der Seele so weit überein, daß keine die andere übertrifft. Das Begriffsvermögen umgibt nämlich mit dem, was dazu gehört, den ganzen Körper, indem es alles in ihm in richtigem Maße zu dem bewegt, was das Fleisch in seinem Gefühle und Geschmack begehrt, so wie der Baumeister sein Gebäude für eine menschliche Wohnung richtig ausmißt; sodann wird der Körper durch die Seele bewegt, und die Seele kann es nicht unterlassen, den Körper zu verschiedenen Werken zu bewegen, weil sie einsieht, was das Fleisch begehrt, und daß es durch sie lebt. Und solange der Mensch lebt ist die Seele lebendiges Feuer im Körper, dieser aber ein fertiges Werk, weshalb er nicht davon absehen kann, auf zwei Arten zu wirken, entweder nach dem Gelüste des Fleisches oder nach dem Begehren der Seele. Ein gutes Werk der Seele ist vor Gott und den Engeln wie der herrlichste Bau, eine schlimme Tat von ihr aber wie ein aus Schmutz errichtetes Gebäude und scheint mit unendlichem Kot vergiftet...

In der richtigen und ebenmäßigen Ausdehnung, vom obersten Teile des Hauptes, bis zu den Augenbrauen nämlich, und bis zu den beiden Ohren, und rückwärts bis zum Ansatz des Halses wird die gleiche Dichtigkeit der Elemente mit ihren Zubehören versinnbildet. Auf diese Weise sind auch drei gleiche Kräfte in der Seele, das Atmen, die Wissenschaft und das Gefühl, womit sie ihre Taten wirkt. Durch das Ausatmen beginnt sie nämlich, was sie tun will, durch das Wissen erweitert sie sich gleichsam bis zu beiden Ohren, und durch das Gefühl beugt sie sich bis zum Halsansatze zurück. Diese Kräfte sind sich auf diese Weise in gewissem Sinne gleich. Die Seele unternimmt atmend nicht mehr, als das Wissen fassen kann, oder als sie mit ihrem Gefühle zu ertragen vermag. So arbeiten die drei Kräfte einträchtig, weil keine das Maß der anderen überschreitet, so wie auch das Haupt sein richtiges Maß hat.

Die Ober- und Unterlippe, die zusammen die schlechte Flüssigkeit des Kopfes und des Leibes auswerfen, haben am Munde des Menschen die gleiche Größe, so wie auch das schwarze Feuer, das die Rache Gottes wirkt, und die starke, weiße und leuchtende Luft, die dieses Feuer mäßigt, dieselbe Dichte haben. Die Ausdehnungen rückwärts von einem Ohre zum anderen und von den Ohröffnungen bis zu den Schultern, sowie von den Schultern bis zur Kehle haben wieder die nämliche Größe. Damit wird gezeigt, daß der Mensch im Oberen, das heißt im Himmlischen, und im Unteren, das ist im Irdischen, das was in der Seele und im Körper schlecht ist, auswerfen und mit seinem Munde mit Eifer Gott preisen soll, weil er die Seelen und Körper erhält.   - (bin)

Seelenkräfte (2)  Die Fähigkeiten der Seele: Man zählt deren drei, mehr nicht! Die des Empfindens, des Erkennens und des Wollens.

Im Empfindungsvermögen unterscheiden wir die physische und die moralische Empfindung.

Die physischen Empfindungen zerfallen naturgemäß in fünf Arten, da sie durch die Sinnesorgane vermittelt werden.

Die Vorgänge des moralischen Empfindens dagegen sind nicht vom Körper abhängig. »Was hat die Freude des Archimedes, als er das Gesetz der Schwerkraft fand, gemein mit der unreinen Lust des Apicius, als er einen 'Wildschweinskopf verschlang!«

Die moralische Empfindung hat vier Gattungen, und deren zweite, die »moralischen Wünsche«, zerfällt in fünf Arten, und die Erscheinungen der vierten Gattung, der »Affektion«, unterteilen sich wiederum in zwei weitere Arten, zu denen die Eigenliebe gehört, »ein zweifellos berechtigter Hang, der jedoch, wenn er übertrieben wird, den Namen Egoismus annimmt«.

In der Fähigkeit  des Erkennens ist die  rationelle Perzeption enthalten, bei der sich zwei Hauptrichtungen und vier Grade unterscheiden lassen.

Die Abstraktion kann phantastischen Denkern mancherlei Klippen bieten.

Das Gedächtnis stellt die Verbindung mit der Vergangenheit her so wie das Voraussehen die mit der Zukunft.

Die Einbildungskraft dagegen ist eine besondere Fähigkeit sui generis.  - (bouv)

 

Kraft

 

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