See, tiefer    Die Einheimischen freuen sich, daß sie jemanden gefunden haben, der vom Baikal keine Ahnung hat. Sie fangen gleich mit den Rekorden an — der älteste große See der Erde, zugleich der tiefste, der einzige, wo Seehunde leben. Außerdem Hunderte von Fisch- und Krebsarten, darunter so seltsame wie der durchsichtige Ölfisch Golomjanka, der in großen Tiefen lebt und an der Oberfläche platzt und zerläuft. »Comephorus baikalensis, vivipara«, sagt ein Limnologe aus Listwjanka, dann noch unnütz »endemisch«, steigt aber bald aus, und die anderen können wieder von ihren Lichtspiegelungen auf der Oberfläche sprechen, von den gefährlichen Stürmen aus den Schluchten der Flußmündungen, am trügerischsten der orkanartige Sarma, von Inseln und Wasserströmungen, von nicht auffindbaren Ertrunkenen, weil der Mineralgehalt so gering ist, daß sich Knochen darin schnell auflösen. Die Alten erinnern sich an Bargusin-Zobel und Store, an Wasserfontänen, bei denen Tausende von Omuli auf den Strand geschleudert wurden, an das Rumoren des Zornigen Geistes und daran, daß der See früher sang.   - Libuše Moniková, Die Fassade. München 1990
 

See Tiefe

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