Schwindel   Falschdenken, die Bodenlosigkeit, die Unmenschlichkeit, die Menschenbeschummelei, die Gewaltzauberei, die Volksschinderei, die Staatsangelei mit dem Götterwurm, der Staatswahn, der Gewaltgaukel, die Lebenssperre, die Zerstörung der Liebe (s. Staat, Sperre, Furcht, Gewalt, Glauben, Kirche). Wenn ein Mensch in dem Falschdenken lebt, daß sich alles um ihn im Kreise berumdreht, dann ist er schwindlig. Er hat von seiner Umgebung, van seiner Welt ein falsches Bild. Er hat nur eine Weltanschauung (s. d., Ansicht), aber nach keine eigene gründliche Lebenseinsicht. Die Welt erscheint ihm nicht als die freie Schöpfung seines eignen Denkens, sandern als das Erzeugnis einer andern, höheren, mächtigeren und deshalb ihm feindlichen Denkweise. Er redet sich ein, den Baden unter den Füßen verlaren zu haben, beginnt zu taumeln (s. Rausch, Staatsgifte, rauben, Steuern), sinkt schließlich nieder und kommt erst wieder zu sich, wenn er die feste Erde mit seinen Händen fühlt.

Auf dieser Beschwindlungsmöglichkeit des Menschen ist der ganze Gewaltbau des Staates und der Kirche errichtet. Die staatlich-kirchlichen Völker- und Seelenhirten (s. Hirt, Priester, Verbrecher; Staatsmann, Klerisei, Partei) lassen seit zehntausend Jahren die Welt nach ihrem faulenzerischen und schmarotzerischen Gutdünken um die unterjochten Völker kreisen. Greift ein Vorwitziger zu, um den Spuk zu bannen, kriegt (s. Krieg) er einen Schlag auf die Finger (s. Gesetz), zwischen die Zähne oder ins Genick, einen Tritt ins Gesäß, einen Stoß vor die Stirn und schließlich, wenn ihn das alles noch nicht schwindlig machen kann, einen Schwerthieb durch den Hals (s. Guillotine), falls diesem Hartnäckigen nicht die allerhöchste Ehre zuteil wird, auf dem Scheiterhaufen in einen Festtagsbraten für irgendeinen besonders lieben und lieblichen Gott umgeschmort zu werden (s. Götter; Trinität, Autodafé, Manitou-Dollarsack, Huitzilopochtli, Menschenopferung). Obschon sich die Zahl dieser Vorwitzigen (s. Witz) im Laufe der Jahrhunderte ständig vermehrt hat, hätte der S. der kirchlich-staatlichen Bodenlosigkeit noch einige Jahrhunderte weitergekreiselt werden können, wenn die kurbelnden Volksschinder nicht so dumm gewesen wären, das Schwindeltriebwerk zu überdrehen. Jetzt kracht das Gaukelkarussell bereits in all seinen Fugen. Die Gleichmäßigkeit der Schwungbewegung, diese erste Bedingung für die Beschummelwirkung, ist dahin, und die darin sitzenden, mit Eisen bis aufs Blut geschundenen Völker beginnen endlich hinter die blöde Faulzauberei zu kommen. Und wenn sie nun endlich an Hand dieses Schwindel-Handbuches erkennen, daß sie sich nur von ihren eignen Falschgedanken (s. Recht, Rechtswissenschaft, Justiz, Schulden) haben ins Bockshorn jagen lassen und sich also zehntausend Jahre lang mit eigener Hand durch die Wüste der Lebenssperre, des Schmerzes, der Furcht, der Not und der Massenmörderei im Kreise herum genasführt haben, wird sich ein Gelächter zu den Sternen erheben, das die letzten Fetzen des papiernen Schwindelzauberbudenbetriebs vom Erdball fegen wird (s. Akten, Moloch, Freiheit, Wahrheit). - (se)

Schwindel (2) Der Beruf des Politikers, die Wissenschaft des Arztes, die Kenntnisse des Rezensenten, die Religion des Wunderpredigers, mit einem Wort: die Welt. - (bi)

Schwindel (3)

Betrug
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Unterbegriffe
  Schwindler {?}
VB
Synonyme
Nachruf