Schwesternorden   «Ich könnte ein paar finnische Kalaschnikow-Nachbauten für Kleinkalibermunition besorgen, aber du brauchst einen, der sie umbaut, und außerdem müßte sie einer in Contra Costa abholen...»

«Kein Problem», sagte Van Meter und zwinkerte. «Die Schwestern haben ihr Hauptquartier in Walnut Creek.» Er meinte den Orden der Harleyisten, einen Motorradclub, der zwar nur Männer aufnahm, sich jedoch aus Steuergründen das Statut einer Schwesternschaft gegeben hatte. Van Meter war im Verlauf seines Strebens nach Transzendenz auf sie gestoßen und nicht nur überrascht, sondern auch sogleich von der Spiritualität beeindruckt gewesen, die sie zu verströmen schienen. Die Schwestern hatten sich als Kanzelspruch das bekannte Graffito «Wenn sie Harleys nicht in den Himmel lassen, dann fahren wir eben mit ihnen zur Hölle» gewählt und führten ein Leben von außergewöhnlicher, wenn auch antinomischer Reinheit. Zwar hielten sie an Alkohol- und Drogenmißbrauch, symbolischer und realer Gewalt, sexuellen Praktiken, über die die bekannte Sex-Beraterin Mrs. Grundy nur mit Stirnrunzeln sprach, und einem uneingeschränkten Haß auf alle Formen von Autorität fest, doch war nun jede dieser Handlungen auf eine höhere Ebene gehoben, und der entscheidende Unterschied bestand in der Nachfolge Jesu, des Ersten Bikers, wie Schwester Vince, die Theologin des Ordens, erklärte.

«Jetzt sagst du vielleicht, damals hätte es noch keine Motorräder gegeben» - Schwester Vinces Schleier saß schief, als er Van Meter eine Flasche Supermarkt-Tequila reichte, aus der er gerade einen Schluck genommen hatte, um ein paar Barbituratkapseln hinunterzuspülen -, «aber überleg mal: Wie ist er denn wohl in der Wüste von hier nach da gekommen? Und warum heißt es immer Motocross, hä?» - Thomas Pynchon, Vineland. Reinbek bei Hamburg 2015

Orden

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