Schwesternliebe   Als Lucette Van sah, der in imposanter Positur ohne mit der Wimper zu zucken ein Anrecht heischendes Knie auf die nahe Kante des riesigen Bettes placierte (Mississippi-Rose hatte einmal, zum Zwecke progressiver visueller Bildung, ihre beiden kleinen karamel-braunen Schwestern samt einer Puppe von fast gleicher Größe, aber weiß, mit dorthin gebracht), hob sie die Schultern und tat, als wollte sie gehen, aber Adas gierige Hand hielt sie zurück.

«Platz herein, Liebchen (es fing alles damit an, daß die Kleine winzige Winde bei Tisch losließ, circa 1882). Und du, Garten-Gott, ruf die Bedienung an - drei Kaffees, ein halbes Dutzend weichgekochter Eier, eine Menge Buttertoast und massenhaft von -»

«O nein!» unterbrach Van. «Zwei Kaffees, vier Eier, et cetera. Ich weigere mich, die Dienerschaft wissen zu lassen, daß ich zwei Mädchen im Bette habe, eine (teste Flora) ist genug für meine kleinen Bedürfnisse.»

«Kleine Bedürfnisse!» schnaubte Lucette. «Laß mich los, Ada. Ich brauche ein Bad, und er braucht dich.»

«Liebchen bleibt hier», rief die dreiste Ada und riß ihrer Schwester mit anmutigem Schwung das Nachthemd vom Leibe. Ungewollt beugte Lucette den Kopf und den zerbrechlichen Nacken; dann ließ sie sich auf die äußere Hälfte von Adas Kopfkissen zurücksinken, in der schamhaften Ohnmacht eines Märtyrers, und ihre Locken breiteten ihr orangenes Feuer gegen den schwarzen Samt des gepolsterten Kopfbretts. «Nimm deine Arme auseinander, Dummchen», befahl Ada und stieß das Bettuch beiseite, das sechs Beine zum Teil bedeckte. Zugleich, ohne den Kopf zu wenden, verjagte sie den verstohlenen Van mit einem Klaps von ihrer Hinterseite und fuhr mit der anderen Hand magisch über die kleinen, aber sehr hübschen Brüste, die mit Perlen von Schweiß besetzt waren, und über den flachen, bebenden Bauch einer Seesand-Nymphe bis hinunter zu dem Feuervogel, den Van erst ein Mal erblickt hatte und der jetzt flügge und auf seine Weise genauso faszinierend war wie der blaue Rabe seines Lieblings. Zauberin! Acrasia!   - (ada)

Schwesternliebe (2) «- ich nahm mein Kopfkissen mit in Adas Schlafzimmer, wo ein ähnliches Transparent- Lampen-Ding einen blondbärtigen Schwärmer in Baderobe wiedergab, der das gefundene Lämmlein umarmte. Die Nacht war ein Backofen, und wir waren splitternackt bis auf ein Stück klebrigen Pflasters, wo ein Arzt meinen Arm gestrichen und gestochen hatte, und sie war ein Traum von weiß-schwarzer Schönheit, pour coigner une fraise, mit erdbeerroten Tupfern an vier Stellen, eine symmetrische Herzkönigin.»

Im nächsten Augenblick rangen sie miteinander und empfanden solch köstliches Vergnügen, daß sie wußten, sie würden es immer zusammen tun, aus hygienischen Gründen, wenn kochend und knabenlos.

«Sie lehrte mich Übungen, die ich mir niemals vorgestellt hatte», gestand Lucette mit erneutem Erstaunen. «Wir verwickelten uns wie Schlangen und wimmerten wie Pumas. Wir waren mongolische Akrobaten, Monogramme, Anagramme, Adalucindas. Sie küßte meine Knospe, mein krestik, während ich ihre küßte, unsere Köpfe waren in derart merkwürdigen Kombinationen eingeklemmt, daß Brigitte, ein kleines Zimmermädchen, das mit seiner Kerze hereingestolpert kam, einen Augenblick dachte, so unartig sie selber war, wir würden zur selben Zeit Mädchen gebären, deine Ada une rousse und niemandes Lucette une brune. Stell dir das vor.»

«Zum Totlachen», sagte Van.

«Oh, so ging das praktisch jede Nacht auf Marina Ranch und oft auch während der Mittagsruhe; im übrigen waren wir zwischen diesen vanouissements (ihre Bezeichnung) oder wenn sie und ich den Monatsfluß hatten, den, ob du es glaubst oder nicht -

«Ich glaube alles», sagte Van.

«— wir an übereinstimmenden Tagen hatten - waren wir ganz gewöhnliche Schwestern, tauschten Routine-Nichtigkeiten aus, hatten wenig gemeinsam, sie sammelte Kakteen oder überflog ihre Verse für das nächste Vorsprechen in Sterva, und ich las viel oder kopierte schöne erotische Bilder aus einem Album verbotener Meisterwerke, das wir, apropos, in einem Kasten mit Korsetts und Chre-stomatien entdeckten, den Belle zurückgelassen hatte, und ich kann dir versichern, sie waren weitaus realistischer als das Schriftrollenbild des Mong Mong, dessen aktive Phase um 888 lag, ein Jahrtausend bevor Ada, als ich es zufällig in der Ecke eines meiner Hinterhalte fand, sagte, es stelle orientalische Gymnastik dar. So verging der Tag, und dann stieg der Stern empor, und gewaltige Motten spazierten auf allen sechsen die Fensterscheiben hinauf, und wir verstrickten uns ineinander, bis wir einschliefen. Und dabei erfuhr ich dann auch -» schloß Lucette, die Augen schließend und Van zum Zappeln bringend, indem sie mit teuflischer Genauigkeit Adas bescheidenes kleines Wimmern äußersten Entzückens reproduzierte.   - (ada)

Geschwiterliebe Schwester

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

Synonyme