chwarzkünstler
Der alte Aratow
war aus dem
Dorfe verzogen
und hatte sich
in der Hauptstadt
niedergelassen,
um seinem Sohn
das Universitätsstudium
zu ermöglichen,
auf das er
ihn selbst
vorbereitet
hatte. Er kaufte
für einen geringen
Preis ein Häuschen
in einer der
Strassen am
Stadtrand und
richtete sich
dort mit allen
seinen Büchern
und ‹Präparaten›
wohnlich ein.
Und Bücher
wie Präparate
besass er in
Mengen, denn
er war ein
Mann von nicht
geringer Gelehrsamkeit,
der ‹geborene
Sonderling›,
wie sich
die Nachbarn
ausdrückten.
Er beschäftigte
sich mit Chemie,
Mineralogie,
Entomologie,
Botanik und
Medizin. Freiwillige
Patienten behandelte
er mit Krautern
und metallischen
Pulvern, die
er nach der
Methode des
Paracelsus
selbst erfunden
hatte. Mit
derartigen
Pulvern hatte
er seine junge,
hübsche, aber
allzu zarte
Frau, die er
leidenschaftlich
liebte und
die ihm den
einzigen Sohn
geboren hatte,
ins Grab gebracht.
Mit den gleichen
metallischen
Pulvern schädigte
er auch ganz
gehörig die
Gesundheit
seines Sohnes,
die er im Gegenteil
zu kräftigen
wünschte, da
er in dessen
Organismus
Blutarmut und
Anlage zu Schwindsucht,
einen Erbteil
der Mutter,
festgestellt
hatte.
Den Namen
eines ‹Schwarzkünstlers›
erhielt er
unter anderem,
weil er sich
für einen Nachkommen
- selbstverständlich
in direkter
Linie - des
berühmten Bruce
hielt, dem
zu Ehren er
seinen Sohn
auch Jakob
genannt hatte.
Er war die
Güte selbst,
hatte aber
ein schwermütiges,
zaghaftes,
scheues Wesen
und eine Neigung
für alles Geheimnisvolle,
Mystische.
Ein halblautes
«Ah!» war sein
üblicher Ausruf.
Mit diesem
«Ah!» auf den
Lippen starb
er auch. -
Iwan Turgenjew,
in: I.T., Meistererzählungen.
Zürich 1973
(zuerst ca.
1880)