chwanzlastigkeit In meinen letzten Untersuchungen kam ich zu dem Schluß, daß das Muster maximaler anfänglicher Breite ein allgemeines Merkmal von Abstammungslinien ist — ungeachtet der verschiedenen Ordnungsprinzipien und Zeiten — und nicht nur von Hauptgruppen in der kambrischen Explosion. Wir haben sogar vorgeschlagen, daß diese »schwanzlastige« Asymmetrie zu den wenigen Naturphänomenen gehören könnte, die der Zeit eine Richtung aufprägen und somit als ein seltenes Beispiel für den »Zeitpfeil« dienen (Gould, Gilinsky und German, 1987; Morris, 1984). Wir haben in unserer Untersuchung die Evolutionslinien und taxonomischen Gruppen als her-kömmliche »Spindeldiagramme« der Paläontologie abgebildet, wobei die senkrechte Dimension die Zeit darstellt, während die Breite der Anzahl der jeweils lebenden Vertreter dieser Gruppe proportional ist (Abb. Diese Diagramme können schwanzlastig, kopflastig oder symmetrisch sein (bei maximaler Vertreterzahl in der Mitte der geologischen Skannweite). Wenn schwanzlastige Linien für die Geschichte des Lebens charakteristisch sind, dann hat das Burgess-Muster allgemeine Geltung quer durch alle Ordnungssysteme (denn die meisten unserer Spindeldiagramme zeigen Gruppen von geringem taxonomischen Rang, gewöhnlich Gattungen innerhalb von Familien). Wenn symmetrische Linien überwiegen, verleiht die Form der Diversifikation der Zeit keine Richtung.

Schwanzlastigkeit
 Schwerpunkte in paläontologischen Spindeldiagrammen.
(A) Ein schwanzlastiges Diagramm, dessen Schwerpunkt bei unter 0,5 liegt.
(B) Ein symmetrisches Diagramm, dessen Schwerpunkt bei 0, liegt.
(C) Ein kopflastiges Diagramm, dessen Schwerpunkt höher als 0,5 liegt. 

Das Ausmaß der Asymmetrie bemißt sich nach der relativen Stellung des Diagrammschwerpunkts. Es ist mir bewußt, daß dies großspurig klingt, aber wir haben ein intuitives und leicht zu erfassendes Maß gesucht. Linien, deren Schwerpunkt bei unter 0,5 liegt (schwanzlastig, wie wir sagen), erreichen ihre größte Vielfalt, bevor sie die halbe Strecke durchlaufen haben, sie entsprechen also dem Burgess-Muster. Linien, deren Schwerpunkt oberhalb von 0,5 liegt, erreichen ihre größte Verbreitung, nachdem sie die Hälfte ihrer geologischen Lebensdauer durchmessen haben (siehe Abb.).

Auf diese Weise haben wir die ganze Geschichte des marinen wirbellosen Lebens durchgemustert und 708 Spindeldiagramme auf der Ebene von Gattungen innerhalb der Familien angefertigt. Nur einmal fanden wir eine statistisch signifikante Abweichung von der Symmetrie. Bei Linien, die in der Frühgeschichte des vielzelligen Lebens entstanden sind, also im Kambrium oder Ordovizium, liegt der Schwerpunkt im Mittel tiefer als 0,5. Später entstandene Linien sind in ihren Mittelwerten nicht von 0,5 zu unterscheiden. Das Burgess-Muster wird somit von allen Gruppen der herkömmlichen Fossildokumentation für marine Wirbellose mit harten Teilen bestätigt. Die Frühgeschichte des vielzelligen Lebens ist, was die einzelnen Abstammungslinien angeht, von Schwanzlastigkeit gekennzeichnet, während in späteren Linien Symmetrie herrscht. - (go)

Asymmetrie Schwanz Gleichgewicht
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