Schwangerschaftsgelüst   Eines Tages sagte das Mädchen zum Vater, es möchte fortgehen und baden. Da antwortete der Vater: »Wasche und bade dich im Brunnen, aber hüte dich vor dem fließenden Wasser im Bach.« Das Mädchen gehorchte jedoch nicht und badete im Bach. Das Wasser spülte ihr Öl vom Körper herab, floß ins Meer und gelangte nach der Landschaft Matolenim zum König Schautelur.

Als der König das eigentümliche Wasser und Öl bemerkte, wollte er wissen, von wo es herkam. Er ließ seinen Diener, den Schaukampul, kommen und befahl ihm, einmal zu untersuchen, woher das Wasser mit dem Öl käme. Der Diener folgte dem Wasser, gelangte nach Tolonier und sah, wie die schöne Limascheimalug sich im Bach badete. Dann ging er nach Matolenim zurück und erzählte dem König, was er gesehen hatte. Schautelur war von der Nachricht, daß in Tolonier ein schönes Mädchen lebte, so entzückt, daß er den Schaukampul sofort wieder zurücksandte, um sich das Mädchen als Gemahlin vom Vater zu erbitten.

Tolojäla gehorchte schweren Herzens, aber Schautelur freute sich, daß er ein Mädchen zur Frau bekam, das kein Weib geboren hatte, sondern das aus dem Blut eines Mannes entstanden war. Schautelur heiratete Limascheimalug, und bald wurde sie schwanger. Als sie mit dem Kinde ging, wollte sie eines Tages eine Fischleber essen. Der König ließ eine Leber bringen, und sie schmeckte seiner Gemahlin so gut, daß sie immer und immer wieder neue verlangte. Schließlich vermochte Schautelur keine neuen mehr herbeizuschaffen, und er sandte zu einem Zauberer, der ihm helfen sollte. Der Zauberer kam und riet dem König, seiner Frau die Leber ihres Vaters zu essen zu geben. Da die Königin ihn aber immer wieder um neue Lebern bat, und Schautelur sich nicht anders zu helfen wußte, sandte er schließlieh einen Mann nach Tolonier. Der erschlug den Tolojäla und brachte die Leber zur Limascheimalug. Die Tochter roch an der Leber, wußte jedoch nicht, von wem sie herstammte. Sie sagte: »Kocht die Leber, ich mag sie nicht roh essen.« Da taten die Leute die Leber in den Ofen, und als sie kochte, sang sie:

»Enin Nan Tolojäla, Limascheimalug!
Tiaruk mau ke uija schama Katin Telur!«

Jetzt kocht man Nan Tolojäla, Limascheimalug!
Katin Telur, mein Liebling, du behandelst deinen Vater ja recht schön!

Da mochte die Königin keine Leber mehr essen. Als die Sonne untergegangen war, ließ sie das Boot fertig machen, um ihren Vater zu besuchen und ihn zu fragen, was der Gesang bedeuten sollte. Als sie nach Tolonier kam und in das Haus eintrat, lag ihr Vater tot auf seiner Matte. Limascheimalug war sehr traurig; weinend hob sie den Vater auf, wickelte ihn in schöne Matten und zündete das Haus an allen vier Ecken an. Darauf legte sie sich hin, nahm den Kopf des Vaters in den Arm und ließ sich mit ihm verbrennen.  - (sued)

Schwangerschaft Gelüste

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

Verwandte Begriffe
Synonyme