chwägerin  »Als ich deinen Vater kennenlernte, hätte ich gewarnt sein müssen ... Er hatte Haare in der Nase. Hör mir auf mit diesem widerlichen Wachtmeister. Du siehst genauso arabisch aus wie er ...«

Nie war sie krank gewesen. Klein, zierlich, immer schwarz gekleidet, mit einem Krägelchen aus weißer Spitze, einem goldenen Kettchen, schneeweißem Haar und einem Stöckchen aus schwarzem Metall, das einen silbernen Knauf hatte. Seit mindestens zwanzig Jahren kleidete sie sich auf diese Weise, und ihr Leben kreiste wie ein Uhrwerk um drei feste Punkte: das stets etwas verächtliche Andenken an ihren Mann, den Wachtmeister, die säuerliche und bedrückende Liebe zu ihrer Tochter und die Zumutungen ihrer Schwägerin Agatina, der Schwester ihres Mannes, einer alten Bäuerin, die seit zwölf Jahren bei ihnen lebte und in der sie alle Abscheulichkeiten der Südländer vereint sah. Agatina, die ein bißchen dumm, stockreligiös und eine halbe Analphabetin war, redete nur in ihrem Cataneser Dialekt und reagierte nie. Zwischen der alten Piemontesin und der alten Sizilianerin entwickelten sich unglaubliche Dialoge.

»Da, schau, diese aufgeblasene Schlampe ... Diese alte Kuh, Tochter eines Hohlkopfs ...«

»Wer versteht schon, was du sagst, meine Tochter ... ?«  - Giuseppe Fava, Ehrenwerte Leute. Zürich 2003 (zuerst 1975)

 

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