chutzhülle  Es war offensichtlich, Mona konnte ihn in der gelben Jacke nicht ausstehen. Er trug sie auch den ganzen Sommer über; es wurde nur an wenigen Tagen so heiß, daß man mit nicht mehr als einem Hemd auskam. Die Jacke war ein Kleidungsstück aus weichem glattem Leder, fast ohne Gewicht, das ihm bis knapp über den Gürtel reichte; und es schien seinem Körper so gut angepaßt, daß er den Eindruck hatte, es sei aus seiner eigenen Substanz angefertigt worden. Mona wollte darin eine Schutzhülle gegen sich, gegen ihre Nähe erkennen; sie reagierte damit, daß sie ihm plötzlich Unterwäsche kaufte, bessere Unterwäsche, als er sie gewöhnlich trug. Er zog die dünnen farbigen Dinger auch an, merkte aber bald, daß er darunter zu schwitzen begann, unter seinen Achseln zeigten sich rote Striemen; die Abschlußnähte der Unterhosen nahmen die Nässe nicht auf, die von dem synthetischen Material erzeugt worden war, und verwandelten sich nach kurzer Zeit in zementharte Schnüre, die ihm die Haut im Schritt aufrieben, seine Genitalien waren der Form der Unterhose dauernd im Weg, und da diese das Organ nicht zum Verschwinden bringen konnte, so schnürte sie es zumindest zu einem unförmigen und feuchten Klumpen zusammen, dessen Existenz ihm ohne Unterbrechung bewußt war. - Wolfgang Hilbig, Das Provisorium. Frankfurt am Main 2001 (Fischer-Tb. 15099, zuerst 2000)
 
Haut Hülle
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