churke
Wenn Du Dir den
Film The Big Sleep ansiehst (die erste Hälfte jedenfalls),
wirst Du merken, was ein Regisseur, der ein Gespür für die Atmosphäre
und den erforderlichen unterschwelligen Sadismus hat, aus so
einer Geschichte alles machen kann. Bogart ist natürlich
auch viel besser als jeder andere Schurkendarsteller. Wie wir
hier sagen. Bogart wirkt auch ohne Kanone gefährlich.
Außerdem hat er einen Humor, der den
bekannten heiseren Unterton der Verachtung
enthält. Ladd ist hart, bitter und gelegentlich charmant,
aber schließlich kommt er doch nicht über die Vorstellung hinaus,
die sich der kleine Moritz von einem bösen Schurken macht. Bogart
ist da absolut echt. Wie Edward
G. Robinson braucht er nur den Schauplatz zu betreten, und
er beherrscht ihn schon. - (
cha
)
Schurke (2)
Schurke (3) Übrigens war dieser Bland,
der Waffenmeister, kein gemeiner, schmutziger Bösewicht. In ihm schien - um
Burkes Wort abzuwandeln -, aber nur schien das Laster
ohne seine offenbare Bosheit zu sein, weil es all
seine augenfällige Roheit verlor. Er war ein sauberer
und wohlerzogener Schurke und brach seinen Zwieback mit zierlicher Hand. Sein
ganzes Äußere ließ einen feinen Schliff erkennen und seine Unterhaltung einen
geschmeidigen, einschmeichelnden Stil, der in der Gemeinschaft unwiderstehlich
war. Abgesehen von meinem edlen Vormann Jack Chase erwies er sich als der unterhaltsamste,
fast hätte ich gesagt, der geselligste Mann in der Backschaft.
Nur sein Mund, der etwas klein, maurisch gebogen und verrucht weichlich war,
und sein schlangenhaftes schwarzes Auge, das zeitweilig leuchtete wie eine Diebslaterne
in einem Juwelierladen um Mitternacht, verrieten den vollendeten Schurken in
seinem Innern. Aber in seiner Unterhaltung war keine Spur Bosheit, nichts Zweideutiges.
Geflissentlich vermied er jede Taktlosigkeit, fluchte nie und verfügte hauptsächlich
über einen reichen Schatz an Wortspielen und witzigen Bemerkungen, wechselte
ab mit vielen humorvollen Vergleichen zwischen dem Schiffs- und dem Landleben
und zahlreichen sehr geschmackvoll erzählten lustigen und pikanten Anekdoten.
Kurz, vom rein psychologischen Standpunkt wenigstens war er ein charmanter Gauner.
An Land wäre er wohl ein in besseren Kreisen verkehrender einwandfreier kaufmännischer
Schwindler gewesen. -
(weiss)
Schurke (4) «So glauben Sie also, daß ich seiner wirklich wert bin?» fragte Mara sehr demütig.
Ich sah sie überrascht an. Ich hatte nie geglaubt, daß sie so etwas zu einem Fremden sagen würde.
Ihre Worte befeuerten Kronski. «Seiner wert?» höhnte er. «Ist er Ihrer
wert? Das ist die Frage. Was hat er je getan, damit eine Frau sich seiner wert
zu fühlen hatte? Er hat noch gar nicht angefangen, ernst mit sich zu machen
- er ist sich seiner noch gar nicht bewußt. An Ihrer Stelle hätte ich keinen
Funken Vertrauen zu ihm. Er ist nicht einmal ein guter Freund, geschweige denn
ein guter Geliebter oder Ehemann. Arme Mara, zerbrechen Sie sich nicht den Kopf
über ihn. Lassen Sie ihn etwas für Sie tun, spornen Sie ihn an, treiben Sie
ihn zum Wahnsinn, wenn es sein muß, aber bringen Sie ihn dazu, sich aufzuschließen!
Wenn ich Ihnen einen ehrlichen Rat geben darf, da ich ihn ja so genau kenne
und liebe, so wäre es der: Schinden Sie ihn, strafen Sie ihn, treiben Sie ihn
zur Verzweiflung! Sonst sind Sie verloren - er wird Sie mit Haut und Haaren
auffressen. Nicht daß er ein übler Kerl wäre oder weil er Ihnen ein Leid zufügen
will... o nein, er tut es aus Güte. Er versteht es, Sie glauben zu machen, Ihr
persönliches Wohl liege ihm am Herzen, wenn er seine Krallen in Sie schlägt.
Er kann Sie mit einem Lächeln in Stücke reißen und Ihnen sagen, er tue es zu
Ihrem eigenen Besten. Er ist diabolisch - nicht ich. Ich tue nur so,
als ob, aber er meint alles, was er tut, ernst. Er ist der grausamste Schurke,
der jemals auf zwei Beinen stand - und das Seltsame dabei ist, daß man ihn lieben
muß, weil er grausam ist oder vielleicht weil er in dieser Beziehung ehrlich
ist. Er warnt einen auch hoch, ehe er zuschlägt. Er sagt es einem lächelnd.
Und wenn es geschehen ist, hilft er einem wieder auf die Beine und klopft einen
zärtlich ab, fragt einen, ob er einem sehr weh getan habe und so weiter - wie
ein Engel. Der Schurke!» - Henry Miller, Sexus. Reinbek bei Hamburg 1980 (zuerst 1947)
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