chuldentilgung Der
habgierige, verschlagene, despotische Philipp der Schöne von Frankreich hatte
in den Kriegen mit England und Flandern die königliche Schatzkammer so erschöpft,
daß er große Kredite von Juden und den Templern aufnehmen mußte. Zunächst ließ
er alle Juden des Landes verweisen, ihre Vermögen beschlagnahmen und ihre Forderungen
auf sich übertragen. Dabei verzichtete er den Schuldnern gegenüber großzügig
auf die angefallenen Zinsen. Danach versuchte er es mit Münzverschlechterungen
und richtete endlich sein Begehr auf den riesigen Reichtum des Templerordens.
Das Ansinnen des Ordens, er solle seine Kredite zurückzahlen, hatte seinen blanken
Haß hervorgerufen. Philipp nutzte die Denunziationen eines wegen Sittenlosigkeit
aus dem Orden gejagten Templers, um von Papst Clemens eine Anklage zu fordern.
- Albert Christian Sellner,
Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek
260)
Schuldentilgung (2)
Schuldentilgung
(3) Der für tot erklärte und im leeren Sarg auf dem Katharinenfriedhof
beerdigte Sclichting war froh, seine Schulden quitt zu werden, sein Ehekreuz
endlich abwerfen zu dürfen. Drei Tage, bevor Dorothea inmitten der durch die
Quademosse angekündigten Pilgerschar zuerst einmal die Hauptkirche Sankt Marien
aufsuchte, siedelten Vater und Tochter heimlich, mit dominikanischem Beistand
nach Konitz um, wo Slichting unter anderem Namen zünftig wurde und, weil Krieg
herrschte, wieder zu einigem Reichtum kam. -
(but)
Schuldentilgung (4) Das Bett war noch warm, aber es war leer. Da wurde ihm klar, daß der hochwürdige Herr des jungen Geistlichen Dienste in Anspruch genommen hätte, und es dünkte ihn weit einfacher, sich in Pedros Bett warmzuhalten, statt unterdessen im kalten Zimmer zu frieren und zu schlottern. Im Handumdrehen war Trufaldino entkleidet und lag im Bett, das wahrlich viel weicher und behaglicher war als sein eigenes.
Er brauchte nicht lange zu warten. Pedro kam mit einem Licht in der Hand
herein und schien hocherfreut, seinen Freund vorzufinden. Dieser war sichtlich
erstaunt, als er sah, daß Pedro eine Nachthaube trug, wie sie sonst Frauen aufzusetzen
pflegen. Pedro aber lachte bloß über das verwunderte Glotzen seines Freundes,
blies die Kerze aus und schlüpfte ohne viel Umstände zu ihm ins Bett. Da enthüllte
die Hand des Freundes, von leisem, nicht ganz unbegründetem Argwohn gelenkt,
das anmutigste und reizvollste Mysterium, das sich, seit die Welt steht, je
zugetragen hat. Der kleine Pedro war nämlich ein hübsches Mägdlein, das hin
und wieder des Herrn Bischofs alte Tage verschönen und wärmen half, Pedro, das
Mägdlein, war noch jungfräulich, aber dieses leidigen Zustands längst überdrüssig.
So hatte sie sich gedacht, Trufaldino vermöge Besseres zu leisten, als bloß
Sehnsüchte zu wecken und ungestillte Lust zu erregen. Trufaldino war freilich
tugendsam und kreuzbrav. Doch wer könnte einer so verlockenden Gelegenheit widerstehen?
Er hätte der reinste keusche Joseph sein müssen, und Trufaldino war beileibe
kein keuscher Joseph,, sondern ein Mann, und so beglich er des Prälaten gesamte
Schulden mit Zins und Zinseszinsen bei Heller und Pfennig. Dieses Spiel war
für beide neuartig, ungewohnt und reizvoll, und es dünkte sie so lustig und
angenehm, daß sie beschlossen, fortan jede Nacht eine kleine Partie selbander
zu spielen. - Charles Pigault-Lebrun, Trufaldino. Nach: Meistererzählungen
des französischen Rokoko. Hg. Walter Widmer. München 1962
Schuldentilgung (5)
|
||
|
||