chreibmaschine
Auf die Nerven ging mir nicht mal so sehr dieses Forschungslabor
das unmittelbar an der Mauer unseres Zimmerchens klebte sondern diese Perkeo-Schreibmaschine
wie ein Phonograph sah diese Maschine aus... zwei Walzen und
die gefletschten Zähne der Typenhebel und die Buchstaben
die deutsch waren weil sie aus Deutschland stammte
Mein Mann verstand bravourös auf ihr zu schreiben er prügelte selbst
noch in der Dämmerung auf sie ein mit seinen klobigen rissigen Fingern trommelte
er auf ihr herum als wollte er ihr alle Zähne ausschlagen diese Maschine überstand
aber alles sogar diese Hammerschläge mit den Fingern Mein
Mann schrieb recht sonderbar er spannte das Papier ein und schaute dabei aus
dem Fenster als spielte er Zither und er klimperte mit allen zehn Fingern so
schnell konnte er schreiben daß ich es gar nicht glauben wollte ich ging nachschauen
und tatsächlich er schrieb es ergab einen Sinn wimmelte aber von schrecklichen
Fehlern Weil diese Schreibmaschine weder Häkchen noch
Dehnungsstriche hatte und nachträglich trug mein Mann
sie nie nach eigentlich spielte er auf dieser Maschine irgendwie war sie mit
ihm verwachsen wie eine künstliche Niere wie dieser Schrittmacher zur Fütterung
des Herzens er sagte mir wann immer er von irgendeinem Text träume träume er
so daß er im Geist daran schreibe und diese Perkeo-Schreibmaschine vor Augen
habe diese Augen habe er im Kopf und zudem sei die Maschine im Gehirn mit seinen
Fingern verbunden wenn er von einem zukünftigen Text träume sehe er auch wie
die Typen hochsprängen und die Buchstaben aufs Papier
klatschten daß diese Typen ähnlich wie Noten angeordnet seien und bestimmte
Wörter bildeten und er diese Wörter dann auf der Tastatur
geschrieben sähe und er sagte mir manchmal fürchte er sich auszumalen wie das
alles ineinander verfließe wie diese Gedanken durch die Luft
flatterten und er sie so abschreibe daß er sie zuerst mit seinen zehn Fingern
in die Tastatur hämmere und sich die Buchstaben zu Zeilen verbänden und diese
Reihen auf die Seiten gespuckt würden wie eine Seite sich auf die andere türmte
so lange bis er müde sei bis die Gedanken woandershin
wanderten oder verschwanden
- (
hra3
)
Schreibmaschine (2)
Schreibmaschine (3)
Schreibmaschine Friedrich Nietzsches
- Aus: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg.
Walter Killy. Gütersloh / München 1990
![]() ![]() |
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
![]() ![]() |
||
![]() ![]() |
![]() ![]() |