chreckschrauben
Die erste hieß Marie und
war die Dienerin eines berühmten, erst kürzlich geräderten
Briganten gewesen, die selbst durchgepeitscht und gebrandmarkt worden
war, sie war 58 Jahre alt, hatte fast keine Haare mehr, schiefe Nase,
durchdringende, triefende Augen, einen weiten Mund, in dem noch alle
wirklichen 32 Zähne waren, allerdings gelb wie Schwefel. Sie war
groß und dürr, sie hatte 14 Kinder bekommen, die sie alle erwürgt
hatte, aus Furcht, sagte sie, daß schlechte Menschen daraus würden.
Ihr Bauch war so gewellt, wie die Fluten des Meeres, eine
Hinterbacke hatte sie durch einen Abszeß verloren. Die zweite
hieö Louison, 60 Jahre, klein, bucklig, einäugig und hinkend,
doch hatte sie einen schönen Arsch für ihr Alter und die Haut war
noch ziemlich hübsch. Sie war boshaft wie der Teufel und immer
bereit, alle Scheußlichkeiten und Exzesse zu begehen, die man
ihr befehlen konnte. - Therese war 62 Jahre alt, groß, mager, sie
hatte das Aussehen eines Skeletts, nicht ein einziges Haar auf
dem Kopfe, nicht einen Zahn im Munde und hauchte durch diese Öffnung
ihres Körpers einen Geruch aus, der umwerfen konnte. Sie hatte einen
Arsch voller Wunden und die Arschbacken waren so extrem schlaff, daß
man ihre Haut um einen Stab wickeln konnte, das Loch dieses saubern
Arsches glich in bezug auf Weite und Geruch dem Krater eines Vulkans;
es war ein wahrer Abort. In ihrem Leben hatte Therese, wie sie sagte,
sich nicht den Hintern ausgewischt, an dem, wie man völlig
überzeugt sein kann, noch der Dreck aus ihrer Kindheit
klebte. Ihre Scheide war ein Kanal aller Unreinlichkeit und
Scheußlichkeit, ein wahres Grab, dessen Gestank ohnmächtig machte.
Sie halte einen ausgerenkten Arm und hinkte auf einem I3ein. Die
vierte hieß Fanchon, sie war sechsmal in effigie gehenkt worden, und
es gab kein Verbrechen auf Erden, das sie nicht begangen hätte. Sie
war 69 Jahre alt, plattnasig, kurz, dick, schielend, hatte fast keine
Stirne und in ihrem stinkenden Maul nur mehr zwei alte, wackelige Zähne; ein Ausschlag bedeckte ihren Hintern und
Hämorrhoiden, so dick wie eine Faust, hingen an ihrem Arschloch, ein
schrecklicher Schanker fraß an ihrer Scheide und einer ihrer
Schenkel war ganz zerfressen. Sie war dreiviertel des Jahres
besofien, und da ihr Magen in der Trunkenheit sehr schwach war,
erbrach sie überall. Ihr Arschloch war trotz des Pakets von
Hämorrhoiden, das es schmückte, von solcher natürlicher Weite, daß
sie furzte und trompetete, ohne es selbst zu bemerken.
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Marquis de Sade, Die hundertzwanzig
Tage von Sodom oder Die Schule der Ausschweifung. Dortmund 1990
(entst. ca. 1783/85)
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