chönheit, schreckliche Er trat an den Sarg heran, schaute der Verstorbenen ängstlich ins Gesicht und konnte seine Augen, obwohl ihn ein leichtes Frösteln überlief, nicht von ihr losreißen.
Was für eine schreckliche, strahlende Schönheit!
Er drehte sich um und wollte weggehen; doch infolge einer seltsamen Neugierde,
eines seltsamen widerspruchsvollen Gefühls, das den Menschen besonders in Augenblicken
der Angst nicht verläßt, konnte er es sich nicht versagen, im Fortgehen noch
einen Blick auf sie zu werfen und sie dann, als er den nämlichen Schauder verspürte,
noch einmal anzublicken. Tatsächlich, die herbe Schönheit der Entschlafenen
war schrecklich. Vielleicht hätte sie diesen panischen Schrecken gar nicht hervorgerufen,
wenn sie nur etwas entstellt gewesen wäre. Aber in ihren Zügen war nichts Welkes,
Trübes, Abgestorbenes. Alles war wie lebendig, und dem Philosophen schien es,
als schaute sie ihn durch die geschlossenen Lider hindurch an. Es kam ihm sogar
vor, als ob unter den Wimpern ihres rechten Auges eine Träne hervorquölle, und
als sie auf der Wange hängen blieb, da nahm er deutlich wahr, daß es ein Tropfen
Blut war. - Nikolaj Gogol, Der Wij. In: N.G., Sämtliche Erzählungen. Stuttgart u. Hamburg 1961
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