chnurrwellen Die junge, rothaarige Katze, die Alexander Wladimirowitsch zu Beginn der Antwort auf die Spezialfrage des Zwischen-zwei-Kapiteln (siehe erstes Zwischen-zwei-Kapiteln) durch die Scheibe ansah, hieß Tjurmska (anzusprechen Tioutcha). Sie war von Madame Orsells, geborene Hénade Jamblique, als Schnurrerin im Dienste ihres Mannes, des Philosophen Orsells, eingestellt worden, der nach ihr verlangt hatte, um über sein kurz vor dem Abschluß stehendes Werk nachzudenken, eine Revolution des Denkens (wie die vorhergehenden).
Sie entledigte sich ihrer Aufgabe gewissenhaft, aber leider schienen die
Ergebnisse ihren Arbeitgeber nicht zufriedenzustellen. In der Tat hatte ihr
sanftes Schnurren, das ein elektrisches Beben durch Alexander Wladimirowitschs
Schnurrhaare fahren ließ, auf Professor Orsells eine ganz andere Wirkung: Die
Schnurrwellen, die durch geeignete Stromkreise der Hirnrinde übermittelt wurden,
ahmten zum Verwechseln genau die verführerischen Vibrationen des paradoxen Schlafs
nach. Deshalb schnarchte Professor Orsells, während Tioutcha schnurrte.
Wenn er wach wurde, hatte er zwar das Gefühl, ungeheuer intensiv nachgedacht
zu haben, aber er wußte nicht, woran und worüber. Daher war er sehr schlechter
Laune und schimpfte seine Angestellte grausam aus, zwang sie, ganze Kapitel
seiner Werke zu lesen, damit sie ihre Arbeit besser tue. Dieweil sahen sich
Tioutcha und Alexander Wladimi-rowitsch durch die Scheibe hindurch schweigend
an. Ihre Schnurrhaare zitterten unisono.
- Jacques
Roubaud, Die schöne Hortense. München 1992 (zuerst 1985)
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