chnupftabak  Immerhin wußte er von keiner Verordnung, die ihm untersagte, Schnupftabak zu nehmen, wahrend er sich den Führer ansah. Also öffnete er das kleine graue Päckchen und schüttelte ein Häuflein der schwarzen Körnchen auf den Rücken seiner linken Hand. Dann führte er professionell seine Hand zur Nase und inhalierte kräftig, den Schnupftabak schön in die Stirnhöhle hochziehend. Man stelle sich den alten Aberglauben vor, dachte er. Daß die Stirnhöhle mit dem Gehirn verbunden ist und die Inhalation von Schnupftabak daher direkt die Großhirnrinde stimuliert. Er lächelte, setzte sich wieder, konzentrierte den Blick auf den Fernseher und die ihnen allen nur allzu bekannte, gestikulierende Gestalt.

Das Gesicht verblaßte und verschwand. Der Ton verstummte. Er blickte in eine Leere, ein Vakuum. Der Bildschirm starrte ihn weiß und leer an, und aus den Lautsprechern klang ein leises Zischen.

Der verflixte Schnupftabak, sagte er sich. Und schnupfte gierig den Pulverrest auf seiner Hand, zog ihn eifrig durch die Nase, hoch in die Stirnhöhle und, so fühlte es sich an, direkt ins Hirn; er machte sich über das Zeug her, absorbierte es mit Begeisterung.

Der Bildschirm blieb leer, und dann entstand langsam ein neues Bild und gewann Kontur. Es war nicht der Führer.

Nicht der Unumschränkte Wohltäter des Volkes, überhaupt keine menschliche Gestalt, um genau zu sein.

Er erblickte ein totes, mechanisches Konstrukt aus Festkörperschaltungen, schwenkbaren Pseudopodien, Objektiven und einer Schnatterbox. Und die Box begann ihn mit monotonem Plärren zu nerven.

Er starrte hin und fragte sich: Was ist das? Realität? Eine Halluzination, dachte er. Der fliegende Händler hat irgendwelche von diesen psychedelischen Drogen aufgetrieben, die im Befreiungskrieg eingesetzt wurden - er verkauft das Zeug, und ich hab was davon genommen, sogar eine ganze Menge!

Er ging etwas wacklig zum Videofon und wählte die Nummer des nächstgelegenen Sipo-Reviers. »Ich möchte jemand anzeigen, der mit halluzinogenen Drogen handelt«, sagte er in den Hörer.   - Philip K. Dick, Glaube der Väter. In: P.K.D., Der Fall Rautavaara. Zürich 2000