chnupfen
Abschaffel erhob sich und schloß die Fenster.
Er ging in den Flur und blickte in den Spiegel.
Die Augenlider waren stark gerötet und deutlich geschwollen.
Die Nase war überhaupt nicht mehr zu beruhigen. Er ging in das
Zimmer zurück und legte einen Packen Papiertaschentücher neben
sich. Er tat nichts mehr, ohne in der einen oder anderen Hand
ein Papiertaschentuch umherzutragen und es in immer kürzeren
Abständen an die Nase zu führen. Durch das häufige Nasenputzen
war die Haut um die Nasenflügel herum rissig geworden und an
mehreren Stellen aufgesprungen. Dadurch war jede Berührung der
Nase schmerzhaft,
und doch wußte er nicht, wie er ohne Nasenputzen die nächste
Minute seines Lebens erreichen sollte. Die nächste Minute seines
Lebens! Er kam sich lächerlich vor, daß ein Schnupfen ausreichte,
damit ihm die nächste Minute seines Lebens wie etwas Bedrohtes
vorkam. Es war ihm unmöglich, irgend etwas zu tun oder irgendwo
zu sein, ohne zugleich mit flüssigen Absonderungen zu tun zu
haben. Die Wasserströme aus der Nase waren
zu stark geworden; in ein frisches Papiertaschentuch konnte er
höchstens zweimal hineinwässern.
- (
absch
)
Schnupfen (2)
Ich trage meinen Schnupfen heute noch mit Würde, |
- Else Lasker-Schüler, Ulkiaden. Aus: E. L.-S., Sämtliche
Gedichte. München 1977
Schnupfen (3) Durch Erkältung ist
die Thätigkeit der äußern Haut paralysirt und hiedurch die so mächtige Exkretion
[Ausscheidung] mittelst der Exhalation [Ausdünstung] aufgehoben; welches den
Tod des Individuums herbeiführen könnte. Da tritt alsbald die innere Haut, die
Schleimhaut, für jene äußere vikarirend [ersatzmäßig] ein: hierin besteht der
Schnupfen, eine Krankheit: offenbar ist aber diese bloß das Heilmittel des eigentlichen,
aber nicht fühlbaren Uebels, des Stillstandes der Hautfunktion. Diese Krankheit,
der Schnupfen, durchläuft nun die selben Stadien, wie jede andere, den Eintritt,
die Steigerung, die Akme [Spitze], und die Abnahme: anfangs akut, wird sie allmälig
chronisch und hält nun als solche an, bis das fundamentale, aber selbst nicht
fühlbare Uebel, die Lähmung der Hautfunktion vorüber ist. Daher ist es lebensgefährlich,
den Schnupfen zurückzutreiben. -
(schop)
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