chnupfen  Abschaffel erhob sich und schloß die Fenster. Er ging in den Flur und blickte in den Spiegel. Die Augenlider waren stark gerötet und deutlich geschwollen. Die Nase war überhaupt nicht mehr zu beruhigen. Er ging in das Zimmer zurück und legte einen Packen Papiertaschentücher neben sich. Er tat nichts mehr, ohne in der einen oder anderen Hand ein Papiertaschentuch umherzutragen und es in immer kürzeren Abständen an die Nase zu führen. Durch das häufige Nasenputzen war die Haut um die Nasenflügel herum rissig geworden und an mehreren Stellen aufgesprungen. Dadurch war jede Berührung der Nase schmerzhaft, und doch wußte er nicht, wie er ohne Nasenputzen die nächste Minute seines Lebens erreichen sollte. Die nächste Minute seines Lebens! Er kam sich lächerlich vor, daß ein Schnupfen ausreichte, damit ihm die nächste Minute seines Lebens wie etwas Bedrohtes vorkam. Es war ihm unmöglich, irgend etwas zu tun oder irgendwo zu sein, ohne zugleich mit flüssigen Absonderungen zu tun zu haben. Die Wasserströme aus der Nase waren zu stark geworden; in ein frisches Papiertaschentuch konnte er höchstens zweimal hineinwässern. - (absch)

Schnupfen (2)

Ich trage meinen Schnupfen heute noch mit Würde,
Und klage nicht das launige Sommerwetter an.
Ich finde, »klagen«, irgendwie absürde,
Wenn man noch eben etwas schnaufen kann.
Nähm ein Verleger mir nur meine Bürde,
Die ungedruckt an meinen Ästen hängt.
Die vielen Verse werden erst zur Zierde,
Wenn ein Verlag sich druckreif danach drängt.
Gedichte, die ich in den letzten Jahren schmierte,
Prosa hellrosa, cetera, was liegt daran -
In die ich en passant die Welt einschnürte,
Beweise lieferte, daß ich was kann.
Und erst was können könnt, postwendend postrestant.
Was drängt Ihr euch zu lindern meinen Schnupfen,
Als wären wir beinahe blutsverwandt.
- Am Abend führ ich in mein Nasenloch den Wattetupfen -
Vorher - in Glyzerin getaucht und - schnarche dann.

- Else Lasker-Schüler, Ulkiaden. Aus: E. L.-S., Sämtliche Gedichte. München 1977

Schnupfen (3)  Durch Erkältung ist die Thätigkeit der äußern Haut paralysirt und hiedurch die so mächtige Exkretion [Ausscheidung] mittelst der Exhalation [Ausdünstung] aufgehoben; welches den Tod des Individuums herbeiführen könnte. Da tritt alsbald die innere Haut, die Schleimhaut, für jene äußere vikarirend [ersatzmäßig] ein: hierin besteht der Schnupfen, eine Krankheit: offenbar ist aber diese bloß das Heilmittel des eigentlichen, aber nicht fühlbaren Uebels, des Stillstandes der Hautfunktion. Diese Krankheit, der Schnupfen, durchläuft nun die selben Stadien, wie jede andere, den Eintritt, die Steigerung, die Akme [Spitze], und die Abnahme: anfangs akut, wird sie allmälig chronisch und hält nun als solche an, bis das fundamentale, aber selbst nicht fühlbare Uebel, die Lähmung der Hautfunktion vorüber ist. Daher ist es lebensgefährlich, den Schnupfen zurückzutreiben.   - (schop)
 

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