chneiderin Wir
beobachteten die Schneiderin, die sich mit ihrem Meister, dem Schneider,
bügelte. Nachdem sie ihn splitternackt ausgezogen hatte, küßte sie ihm den Mund,
die Brustzäpfchen, den Trommelschläger und die Trommel, wie die Amme dem Kleinchen,
das sie säugt, das Gesichtchen, das Mündchen, die Händchen, das Bäuchelchen,
das Pinselchen und das Popochen küßt, wie wenn sie die Milch, die er ihr abgelutscht
hat, wieder heraushaben wollte. Natürlich hätten wir gern noch länger die Äuglein
an die Spalten gelegt, um zu sehen, wie der Schneider der Schneiderin die Rocknähte
auftrennte. Aber plötzlich hörten wir einen Schrei, und nach dem Schrei ein
Kreischen, und gleich hinterher ein Oje, oje, und nach dem Oje, oje ein O Gott,
o Gott, das uns förmlich ins Herz schnitt. Schnell liefen wir an den Ort, woher
das Geschrei drang, das so laut war, daß es unsere Schritte übertönte, und da
sahen wir eine Nonne, der guckte ein Kind schon halb aus dem Keller heraus,
und gleich darauf spritzte sie's, das Köpfchen voran, vollends aus, was sie
mit dem Klang vieler duftiger Winde begleitete. Und als man nun sah, daß es
ein Knäblein war, da rief man seinen Vater, den Herrn Guardian, der mit zwei
Nonnen reiferen Alters eilends herbeilief, und empfing ihn mit Jubel und stürmischer
Ausgelassenheit. Der Guardian aber sagte: »Sintemalen hier auf diesem Tische
Papier, Feder und Tinte ist, so will ich ihm die Nativität stellen!« Dann zeichnete
er eine Million Punkte, zog Linien kreuz und quer und sprach, ich weiß nicht
mehr, was für Zeug vom Hause der Venus, des Mars und des Merkurs, und verkündete
sodann der Kumpanei: »Wisset, geliebte Schwestern, dieser mein natürlicher,
leiblicher und geistlicher Sohn wird entweder der Messias oder der Antichrist
oder Melchisedech werden.« Mein Bakkalaureus zupfte mich am Rock, denn er wollte
das Loch sehen, woraus das Kind zum Vorschein gekommen war; ich winkte ihm aber
ab und sagte, Schlachtschüssel möchte ich nur vom gemetzgeten Schwein. -
Aretino
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