Schneckenhaus  Gewiß ist's ihnen manchmal hinderlich, dies Gehäuse überall mit sich herumzuschleppen, aber sie beklagen sich nicht und sind es am Ende zufrieden. Es ist schon etwas wert, wenn man allenorts zu sich nach Hause gehen und Zudringlichen Trotz bieten kann. Das war wohl der Mühe wert.

Sie geifern vor Hochmut über diese Fähigkeit, über diese Annehmlichkeit. Wie kommt es, daß ich ein so empfindsames, so verwundbares Wesen bin und zugleich so geschützt vor dem Ansturm der Zudringlichen, so sehr im Besitz meines Glücks, meiner Ruhe. Daher diese wunderbare Kopfhaltung.

Zugleich so an den Boden geklebt, so rührend und langsam, so fortschrittlich und dazu fähig, mich vom Boden zu lösen, um in mich selbst zurückzukehren, und nun nach mir die Sintflut, ein Fußtritt kann mich wer weiß wohin rollen lassen. Ich weiß ganz genau, daß ich wieder auf den Fuß komme und mich wieder an den Boden hefte, wohin mich das Schicksal verschlagen haben wird, und dort meine Weide finde: die Erde, das verbreitetste Nahrungsmittel. Was für ein Glück, was für eine Freude also, eine Schnecke zu sein. Aber diesen Geifer des Hochmuts hinterlassen sie auf allem, was sie berühren. Eine silberne Kielspur folgt ihnen. Und verrät sie vielleicht dem Schnabel der Gefiederten, die auf die Leckeren aus sind. Das ist der Haken, die große Frage, sein oder nicht (so selbstgefällig) sein, die Gefahr.

Allerdings: die Schnecke ist offensichtlich ziemlich einsam. Sie hat nicht viele Freunde. Aber sie braucht sie auch nicht zu ihrem Glück. Sie hängt so sehr an der Natur, genießt sie so vollkommen und aus so großer Nähe, sie hat den Boden zum Freund, den sie mit ihrem ganzen Körper küßt, und die Blätter und den Himmel, zudem sie so stolz ihren Kopf erhebt mit seinen so empfindlichen Kugelaugen; Adel, Gemessenheit, Klugheit, Hochmut, Selbstgefälligkeit, Stolz.      - (lyr)

Schneckenhaus (2)
 

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